Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Kenntnis genommen. Ich fühle mich geehrt, daß Sie Sich wegen eines un- 
parteiischen Urteils an mich als den Vertreter einer an dem gegenwärtigen 
Kriege wahrhaft unbeteiligten Nation gewendet haben, die den aufrichtigen 
Wunsch hegt, die Wahrheit kennen zu lernen und zu berücksichtigen. 
Sie werden, dessen bin ich sicher, nicht erwarten, daß ich mehr sage. 
Ich bete zu Gott, daß dieser Krieg recht bald zu Ende sein möge. Der Tag 
der Abrechnung wird dann kommen, wenn — wie ich sicher bin — die Na- 
tionen Europas sich vereinigen werden, um ihre Streitigkeiten zu beendi- 
gen. Wo Unrecht begangen worden ist, werden die Folgen nicht aus- 
bleiben und die Verantwortlichkeit wird den Schuldigen auferlegt werden. 
Die Völker der Erde haben sich glücklicherweise auf den Plan geeinigt, daß 
solch eine Abrechnung stattfinden muß. Soweit jedoch ein solcher Plan un- 
zureichend ist, wird die Meinung der Menschheit, die letzte Instanz in all 
solchen Angelegenheiten, ergänzend eingreifen. Es wäre unklug, es wäre 
verfrüht, für eine einzelne, selbst eine dem gegenwärtigen Kampfe glück- 
licherweise fernstehende Regierung, es wäre sogar unvereinbar mit der 
neutralen Haltung einer Nation, die, wie diese, an dem Kampfe nicht be- 
teiligt ist, sich ein endgültiges Urteil zu bilden oder es zum Ausdruck zu 
ngen. « 
Ich spreche mich so frei aus, weil ich weiß, daß Sie erwarten und 
wünschen, daß ich wie ein Freund zum Freunde spreche und weil ich sicher 
bin, daß eine Zurückhaltung des Urteils bis zur Beendigung des Krieges, 
wo alle Ereignisse und Umstände in ihrer Gesamtheit und ihrem wahren 
Zusammenhang übersehen werden können, sich Ihnen als wahrer Ausdruck 
aufrichtiger Neutralität von selbst empfehlen wird. 
gez.: Woodrow Wilson.“ 
Der Kaiser an den Grohherzog von Baden. 
Karlsruhe, 7. Oktober. Der Großherzog erhielt heute folgendes 
Telegramm des Kaisers: „Ich danke Dir herzlich für die Mitteilung, daß 
Du das 14. Armeekorps auf französischem Boden begrüßt hast. Deine 
Badener können stolz darauf sein, ihren Landesherrn in Feindesland bei 
sich gesehen zu haben. Es gereicht mir zur besonderen Freude, Dir und den 
tapferen Söhnen Deines Landes eine ehrende Anerkennung zuteil werden 
zu lassen, indem ich Dir das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse verleihe, dessen 
Insignien ich Dir übersenden lasse. Gott schenke unserer gerechten Sache 
den endgültigen Sieg. Wilhelm.“ 
Unser Vormarsch auf Südpolen. 
Frankfurt a. M., 7. Oktober. Aus Paris meldet die „Frankf. 
Ztg.“ indirekt: Die „Daily Mail“ berichtet aus Petersburg: Die Deutschen 
gehen in vier Säulen auf Südostpolen vor. Drei von Kalisch und Bendzin 
auf Warschau, die vierte von Krakau die Weichsel entlang. 
Italiensche Bewunderung für General Kluck. 
Das „Giornale d-Italia“ schreibt in seinem heutigen Bericht u. a.: 
Ganz gewiß ist Generaloberst v. Kluck der wahre Held dieses Krieges, weil 
ihm die schwerste Aufgabe anvertraut ist, und er es verstanden hat, sie mit 
einer Geschicklichkeit und Genialität zu lösen, die auch die Feinde anerken- 
nen. Tatsächlich ist es ihm, der von überlegenen feindlichen Kräften um- 
zingelt werden sollte, gelungen, vorgestern den Feind selbst mit Umzinge- 
 
	        
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