Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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trieben wird. Wir hatten uns vorgenommen, schreibt das Blatt. wäbrend 
des Krieges kein Wort zu kritisieren. Doch die reaktionäre Presse nimmt 
es zu leicht mit der Wahrheit in der Absicht, die öffentliche Meinung zu 
beeinflussen. Das Blatt erinnert daran, daß die Meldung, Krupp habe 
schon vor drei Jahren bei Maubeuge Landankäufe gemacht, schon 1911 ent- 
schieden widerrufen worden ist. Das Land wurde von einem belgischen 
Geldmann mit Unterstützung französischer Banken gekauft. Wenn also 
dort die Unterlagen für schwere Artillerie gebaut worden wären, so wären 
die französischen Bankiers des Verrats mitschuldig. Wir rufen, schreibt das 
Blatt, der reaktionären Lügenpresse von der „Action Francaise“ bis zur 
„Liberté“ und dem „Matin“ zu: Verschont uns mit diesen Sensations- 
meldungen! Unsere Arbeiterfamilien leiden schon zu sehr darunter, daß 
sie ohne Nachricht von ihren Angehörigen bleiben. Wir wollen nicht zu 
ihren gegenwärtigen Aengsten noch andere hinzufügen, die sie in schlimmste 
Abgründe des Hasses und der Rachsucht stürzen, jetzt, wo unsere Kameraden 
für die Verteidigung des Vaterlandes in den Tod gehen. Seid doch so 
anständig, daß ihr nicht so unverschämt lügt und Erzählungen von Verrat 
erfindet. (Tägl. Rundsch., 9. Okt.) 
Ein deutscher Flieger über Paris. 
Paris, S. Oktober. Eine Taube warf heute vormittag zwei Bomben, 
eine auf Plaine St. Denis, wo sie nur unbedeutenden Schaden anrichtete, 
die andere auf Auberwilliers, wo drei Personen verwundet wurden. 
(Tägl. Rundsch., 9. Okt.) 
Die rumänische Sozialdemokratie gegen die russenfreundliche Presse. 
Wien, 8. Oktober. Die „Mittagszeitung“ meldet aus Bukarest: 
Die sozialdemokratische Parteileitung hat einen Aufruf veröffentlicht, in 
dem es heißt: * 
Wir sind verpflichtet, die Aufmerksamkeit auf die Gefahr zu lenken, 
welche für unser ganzes Land in der russischen Propaganda liegt. Die 
sog. unabhängigen Organe treiben eine schamlose Propaganda, um neben 
den Spionen des Zarismus eine russophile Stimmung zu erzeugen und 
unter dem Vorwand, daß sie für Frankreich und für die französische Demo- 
kratie und Zivilisation seien. Wir haben Grund, zu behaupten, daß diese 
Propaganda die unser Verhängnis sein kann, nicht ohne Interesse ist. Sie 
führt uns direkt zum Krieg. Wir lenken die Aufmerksamkeit der arbeiten- 
den Klassen, des ganzen Volkes auf diese unglückliche systematische Kam- 
pagne. Ein Zusammengehen mit dem Zaren bedeutet die Besiegung der 
Demokratie, Unterdrückung der Volksfreiheit und die Reaktion. Wir 
müssen uns gegen diese Strömung, gegen den Rubel, der rollt, wenden. 
Das emern che Volk muß wissen: die russische Gefahr war und ist immer 
ie größte. 
  
König Ludwig an seine Truppen. 
Der König verabschiedete sich heute, wie uns unser Münchener Ver- 
treter drahtet, von neu ausgebildeten Truppen mit folgender Rede: 
„Ihr, die ihr bestimmt seid, die Lücken, die das feindliche Feuer in 
dem tapferen Leibregiment gerissen hat, das gleich bei Beginn des Krieges 
reiche Lorbeeren an seine Fahnen geheftet hat, auszufüllen, euch wünsche 
ich, daß ihr dasselbe tut, was eure im Felde stehenden Regimentskameraden 
geton haben. Mehr kann man nicht verlangen. Daß ihr aber auch nicht 
 
	        
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