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Ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen, und fuhr nach Lör—
rach. Der Artikel selbst enthielt zwei Punkte, die für seine Unrichtigkeit
sprachen: erstens fehlten die Namen der vier hingerichteten Franzosen,
obwohl alle anderen Einzelheiten angegeben waren, und zweitens pflegen
deutsche Truppen Angehörige feindlicher Nationen nicht auf diese Art
und aus solchen Gründen hinzurichten. Ich suchte zuerst die Militär-
behörde in Lörrach auf und erklärte, daß ich als Amerikaner ein Inter-
esse daran hätte, der Sache für die amerikanische Oeffentlichkeit auf den
Grund zu gehen. Man zeigte mir sofort die Listen, ohne irgendwelche
Zeit zu einer Vorbereitung zu haben, und ich ersah daraus nicht nur,
daß niemand in Lörrach erschossen worden war, sondern — man könnte
ja einwenden, daß ein solcher Fall vielleicht nicht registriert worden sei
— es waren massenhaft Beispiele von Fremden aufgezählt, die in jener
Grenzstadt unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden waren.
Sozusagen alle waren freigelassen worden, selbst solche, die photogra-
phische Aufnahmen gemacht hatten. Die Militärbehörden waren derartig
mit der Mobilisierung und andern Kriegsvorbereitungen überlastet, daß
fie nicht einmal auf Entwicklung der verdächtigen Platten bestanden
hatten vor Freilassung der angeblich Schuldigen. Nur ein paar, bei
denen die Spionage offen zutage lag, wurden festgehalten. Aber auch
diese sind nicht erschossen, sondern den Gerichten im Innern des Landes
überwiesen worden zur Aburteilung im regulären Rechtswege. Nach
Durchsicht der Listen ging ich in das Städtchen und erkundigte mich hier
und dort, ob etwa um die Zeit des 1. August vier Franzosen erschossen
worden seien. Aber jedermann lachte gerade heraus und dachte, ich wollte
einen Spaß machen. Ich hatte Mühe, die Leute zu überzeugen, daß ich
wirklich wissen wollte, ob das geschehen sei. Sie erklärten mir, daß nie-
mand in Lörrach erschossen worden sei, weder damals, noch vor= und nach-
her. Dann ging ich zu jenem Restaurant gegenüber dem Bahnhof, das
in dem französischen Dokument erwähnt war, und fragte wiederum die
folgenden Personen, teils Angestellte des Restaurants, teils häufige Be-
sucher, also Leute, die besonders für die Kenntnis in Frage kommen. Sie
alle gaben mir dieselbe Auskunft, die ich vorher erhalten hatte. (Es
folgen die Namen der Befragten.) Zum Schluß unterzog ich mich der
Mühe, die Mauern des Restaurants genau zu untersuchen, und fand dabei
weder Spuren von Kugeleindrücken noch irgendwelche Flecke an der
Mauer. Jeder, der sich für die Sache interessiert, mag diese Untersuchung
wiederholen.“ (Tägliche Rundschau, 9. Oktober.)
England und die Inder.
Das Hindu-Komitee für außerindische Angelegenheiten (San Fran-
Listoh0 sandte amerikanischen Blättern anfangs September folgende Er-
ärung:
Mit tiefstem Bedauern haben wir Inder von den beschämenden Mit-
teln Kenntnis genommen, wodurch die britische Gewaltherrschaft in In-
dien die machtlosen eingeborenen indischen Fürsten gezwungen hat, zum
britischen Kriegsfonds beizusteuern. Mit noch größerem Bedauern haben
wir vernommen, daß die britische Regierung die eingeborenen indischen
Soldaten nach Europa senden will, um gegen Deutschland zu kämpfen.
Deutschland, das wir stets zu unsern treuesten und wohlwollendsten
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