Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

Die Schlacht zieht sich hin auf einer Linie, die von Lens, Arras, Bray, 
sur Somme Chaulnes, Roye und Lassigny begrenzt ist. Vom Zentrum 
bei der Oise und Meuse werden nur einzelne Operationen gemeldet. Auf 
dem rechten Flügel bei Woevre fand ein Artilleriekampf auf der ganzen 
Front statt. Die Lage in Lothringen, den Vogesen und im Elsaß ist un- 
verändert. 
Die Russen weichen überall zurück. 
Wien, 9. Oktober. Amtlich wird verlautbart: 9. Oktober mittags: 
Unsere Vorrückung zwang die Russen in ihren vergeblichen Anstren- 
gungen gegen Przemyfl, die in der Nacht auf den 8. Oktober ihren Höhe- 
punkt erreichten und die den Stürmenden ungeheure Opfer kosteten, nach- 
zulassen. Gestern vormittag wurde das Artilleriefeuer gegen die Festung 
schwächer, und der Angreifer begann Teile seiner Kräfte zurückzunehmen. 
Bei Lanrut stellte sich unseren vordringenden Kolonnen ein starker 
Feind zum Kampfe, der noch andauert. Aus Roszwadowm ist der Gegner 
bereits vertrieben. Auch in den Karpathen steht es gut. Der Rückzug 
des Feindes aus dem Marmaroser Komitat artet in Flucht aus. Bei 
Bocske wurde eine starke Kosakenabteilung zersprengt. In diesen Kämp- 
sen zeichnete sich auch das ukrainische Freiwilligenkorps aus. Die eigene 
Vorrückung über den Beckid und über den Vereckepaß ist im Fortschreiten 
gegen Slawmsko und Tucholka. Der vom Uuzsokerpaß geworfene Feind 
wird über Turla weitergedrängt. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes 
v. Höfer, Generalmajor. 
Berlin, 9. Oktober. Die „Neue politische Correspondenz“ schreibt: 
Wir können mit einer Nachricht beginnen, die uns aus ausgezeichneter 
Quelle zugeht. Die russische Armee ist dem Entscheidungskampfe mit der 
Hindenburgischen Armee ausgewichen und hat sich hinter die Weichsel 
zurückgezogen. Dieser Rückzug ist strategisch deswegen von so entscheiden- 
der Tragweite, weil er die österreichischen Truppen von der russischen Um- 
klammerung endgültig befreit und die Stoßkraft unserer dortigen beider- 
seitigen Armeen wesentlich verstärkt. Dieser Situation gegenüber scheinen 
die von Lomscha auf Lyck marschierenden russischen Truppen eine den 
Rückzug deckende Kolonne des rechten russischen Flügels zu sein. 
Den Belgiern der Weg nach Ostende abgeschnitten? 
Selzaete, 9. Oktober. Der Spezialberichterstatter des „Vaz Dias 
Telegr. Büros“ in Selzaete meldet: Die Deutschen haben bei Dender- 
monde eine Notbrücke über die Schelde geschlagen und sind darüber ge- 
zogen. Die deutschen Truppen marschieren jetzt auf die Richtung St. Niko- 
las, hierdurch soll der Besatzung Antwerpens der Weg nach Ostende abge- 
schnitten sein. Daraufhin haben die Belgier die Brücke bei Laeken und 
Ham gesprengt, um den deutschen Aufmarsch nach St. Nikolas zu ver- 
hindern. 
Amsterdanmn, 9. Oktober. Die Blätter melden, daß der deutsche 
Andrang auf Antwerpen so stark war, daß die englische Besatzung vom 
Fort St. Anne das Fort in die Luft sprengte. 
(Tägliche Rundschau, 10. Oktober.) 
  
 
	        
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