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die sich die großserbische Propaganda gesetzt hat, und die Mittel, deren
sie sich zur Verwirklichung derselben bedient. Auch müssen durch die
bekannt gegebenen Tatsachen die letzten Zweifel darüber schwinden, daß
das Aktionszentrum der Bestrebungen, die auf Loslösung der südsla-
wischen Provinzen von der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie und
deren Vereinigung mit dem serbischen Königreich hinauslaufen, in Bel-
grad zu suchen ist, und dort zum mindesten mit der Konnivenz von Ange-
hörigen der Regierung und Armee seine Tätigkeit entfaltet.
Die serbischen Treibereien gehen auf eine lange Reihe von Jahren
zurück. In besonders markanter Form trat der großserbische Chauvinis-
mus während der bosnischen Krisis in die Erscheinung. Nur der weit-
gehenden Selbstbeherrschung und Mäßigung der Oesterreichisch-Unga-
rischen Regierung und dem energischen Einschreiten der Großmächte war
es zuzuschreiben, wenn die Provokationen, welchen Oesterreich-Ungarn in
dieser Zeit von seiten Serbiens ausgesetzt war, nicht zum Konflikte führ-
ten. Die Zusicherung künftigen Wohlverhaltens, die die serbische Regie-
rung damals gegeben hat, hat sie nicht eingehalten. Unter den Augen,
um mindesten unter stillschweigender Duldung des amtlichen Serbiens
hot die großserbische Propaganda inzwischen fortgesetzt an Ausdehnung
und Intensität zugenommen; auf ihr Konto ist das jüngste Verbrechen
zu setzen, desten fäden nach Belgrad führen. Es hat sich in unzweideu-
tiger Weise kundgetan, daß es weder mit der Würde, noch mit der Selbst-
erhaltung der Osterreichisch-Ungarischen Monarchie vereinbar sein würde,
dem Treiben jenseits der Grenze noch tatenlos zuzusehen, durch das die
Sicherheit und die Integrität ihrer Gebiete dauernd bedroht wird. Bei
dieser Sachlage können das Vorgehen sowie die Forderungen der Oester-
reichisch-Ungarischen Regierung nur als gerechtfertigt angesehen werden.
Trotzdem schließt die Haltung, die die öffentliche Meinung sowohl als
auch die Regierung in Serbien in letzter Zeit eingenommen hat, die Be-
lrchtung nicht aus, daß die Serbische Regierung es ablehnen wird, diesen
orderungen zu entsprechen, und daß sie sich zu einer provokatorischen
Haltung Oesterreich-Ungarn gegenüber hinreißen läßt. Es würde der
Oesterreichisch-Ungarischen Regierung, will sie nicht auf ihre Stellung
als Großmacht endgültig Verzicht leisten, nichts anderes übrig bleiben,
als ihre Forderungen bei der Serbischen Regierung durch einen starken
(Druck und nötigenfalls unter der Ergreifung militärischer Maßnahmen
durchzusetzen, wobei ihr die Wahl der Mittel überlassen bleiben muß.
Ew. usw. beehre ich mich zu ersuchen, sich in vorstehendem Sinne
(dem derzeitigen Vertreter des Herrn Viviani) (Sir Edward Grey)
(Herrn Sasanow) gegenüber auszusprechen und dabei insbesondere der
Anschauung nachdrücklich Ausdruck zu verleihen, daß es sich in der vor-
liegenden Frage um eine lediglich zwischen Oesterreich-Ungarn und Ser-
bien zum Austrag zu bringende Angelegenheit handele, die auf die beiden
direkt Beteiligten zu beschränken das ernste Bestreben der Mächte sein
müsse. Wir wünschen dringend die Lokalisierung des Konflikts, weil
jedes Eingreifen einer anderen Macht infolge der verschiedenen Bündnis-
verpflichtungen unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Einem gefälligen telegraphischen Bericht über den Verlauf Ihrer
Unterredung werde ich mit Interesse entgegensehen.