ehrung für den großen Staatsmann konnte mich indessen nicht ver-
anlassen, als ich Katser geworden war, polstische Bläne oder Hand-
lungen des Fürsten, die ich für Fehler hielt, mir zu elgen zu machen.
Schon der Berliner Kongreß 1878 war meines Erachtens ein
Fehler, ebenso der Kulturkampf. Außerdem war die Relchsver-
fassung auf Bismarcks ungewöhnliche Maße zugeschnitten, die großen
Kürassierstiefel paßten nicht sedem andern. Dann kam die Arbeiter-
schutzgesetzgebung. Ich habe den daraus zwischen uns entstandenen
Konflikt aufs ttesste bedauert, aber ich mußte damals den Weg
des Ausgleichs gehen, der überhaupt in der inneren wie
in der äußeren Politik mein Weg gewesen ist. Deshalb
konnte ich den offenen Kampf gegen die Sozlaldemokratie, den der
Kürst wollte, nicht führen. Diese Differenz über polit#ssche Maß-
nahmen kann aber meine Bewunderung der staatsmännsschen Größe
Bismarcks nicht schmälern. Er bleibt der Schöpfer des Deutschen
Reiches, mehr braucht wahrlich ein Mann seinem Lande ulcht ge-
lefstet zu haben.
Weil mir die große Tat der Reichseinigung immer vor Augen
stand, habe ich mich durch Hetzereien, die damals an der Tages-
ordnung waren, nicht beeinflussen lassen. Auch daß man Bismarck
als den Hausmeier der Hohenzollern bezeichnete, hat meln Bertrauen
zum Fürsten nicht erschüttern können, obwohl er an eine polltische
Tradition seines Hauses vielleicht gedacht hat. Er war z. B. un-
glücklich darüber, daß sein Sohn Bill kein Interesse für Polktik
hatte, und wollte selne Nacht auf Herbert überletten.
Meline Tragik im Falle Bismarck liegt darin, daß ich der Nach-
folger meines Großvaters wurde, also gewkssermaßen eine Generation
übersprang. Das ist schwer. Man hat immer mit alten verdienten
Männern zu tun, die mehr in der Vergangenhelt als in der Gegen-
wart leben und in die Zukunft nicht hineinwachsen können. Wenn
der Enkel auf den Großvater folgt und elnen von ihm verehrten,
4