aus „liberalen Kreisen', welche im Vater shren Hort erblickten, gegen
mich angeführt wurden. Ich habe mich niemals auf solche Dinge
elngelassen. Aber die Stellung im Elternhause ist mir dadurch recht
erschwert und manchmal peinlich gestaltet worden. Ich habe wegen
meines Arbeitens unter dem Fürsten und meiner oft auf die schwersten
Proben gestellten Diskretion für den Kanzler in der Stille recht
Schweres zu tragen gehabt, der Fürst fand das anscheinend ganz
selbstverständlich.
Zum Grafen Herbert habe sch gute Bezlehungen gehabt. Er
konnte ein lustiger Gesellschafter sein und verstand es, Interessante
Müänner um seinen Tisch zu sammeln, die zum Teil aus dem Aus-
wärtigen Amt, zum Tefl aus anderen Kreisen stammten. Aber zu
einem wirblichen Freundschaftsverhältnis ist es zwischen uns nicht ge-
kommen. Das zeigte sich besonders, als beim Ausscheiden seines
Vaters auch der Graf selnen Abschied forderte. Meine Bttte, er
möge doch bei mir bleiben und mir helfen, die Tradition in der Politik
fortzuführen, erfuhr die scharfe Erwiderung: Er sei nun einmal ge-
wöhnt, nur seinem Bater vorzutragen und Dienste zu leisten; man
könne unmöglich von ihm verlangen, daß er mit der Mappe unter
dem Arme bei femand anders zum Vortrage antrete als bei seinem
Vater.
Als der nun ermordete Zar MNikolaus II. großfährig wurde, er-
hlelt ich auf Antrag des Fürsten Bismarck den Auftrag, dem Groß-
fürsten Thronfolger in Petersburg den Schwarzen Adlerorden zu
überreischen. Sowohl der Kasser wie der Fürst belehrten mich über
die Beziehungen der Länder und Häuser zu einander, wie über
Sitten, Personen etc. Der Kafser bemerkte zum Schluß, er gebe
seinem Enkel denselben Rat mit, den khm als fsungem Mann seiner-
zelt bei seinem ersten Besuche in Rußland Graf Adlerberg gegeben
habe: „Im übrigen liebt man auch hier wie anderswo das Lob mehr
als den Tadel.“ Der Fürst endigte selne Informationen mit der
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