nahm sein Amt aus den Händen Exzellenz v. Wilmowskl's. Er hat
es glänzend geführt und ist mir, auf allen Gebieten der Kunst,
Technik, Wissenschaft und Polftik wohlbewandert, ein Natgeber, rast-
loser Mitarbekter und Freund gewesen. Mist gesundem Menschen-
verstand verband er eine gute Dosis feinen Humors, der sa den
Germanen oft fehlt. —
Mkt dem Fürsten Bismarck stand ich mich aus der Zeit meines
Kommandos zum Auswärtigen Amt her sehr gut und vertrauens-
voll. Ich verehrte nach wie vor den gewaltigen Kanzler mit allem
Feuer meiner Jugend, stolz darauf, unter ihm gedient zu haben und
nunmehr mit ihm als meinem Kanzler gemeinsam arbeiten zu können.
Der Fürst, der bei den letzten Stunden des alten Katsers an-
wesend war und dessen „polltisches Testament“ an seinen Enkel,
nämlich die besondere Pflege der Beziehungen zu Rußland, mit an-
gehört hatte, veranlaßte die Sommerresse nach Petersburg als erste
polltische Aktion vor der Welt, um nach dem letzten Willen des
sterbenden Großvaters das Berhältnis zu Rußland zu unterstreichen.
Er ließ auch „Retsedisposttionen“ für mich aufstellen.
Der Ausführung dieses Profektes trat eine Schwierigkeit ent-
gegen durch einen Brief der Königsn Vickorta von England, welche,
auf die Nachricht von dem beabsichtigten Besuch in Petersburg, in
grohmütterlichem, aber zugleich autorstärem Tone an ihren ältesten
Enkel ihre Mißbilligung über die geplante Reise schrieb. Erst müsse
ein Trauerjahr verstreichen und dann gebühre selbstverständlich ihr
als der Großmutter und England als dem Baterlande meiner
Mutter der erste Besuch, ehe andere Händer berückstchtigt würden.
Als ich dieses Schreiben dem Fürsten vorlegte, bekam er einen hef-
tigen Zornanfall. Er sprach das Wort von der „Onkelei in Eng-
land“ und dem „Dreinreden“ von dort, die aufhören müßten, aus
dem Tone des Briefes könne man ermessen, in welcher Wetlse der
Kronprinz und Kaiser Friedrich beordert und bearbeitet worden sei
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