Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

Industrie aufgebrauchten Landeskinder zu sorgen, ihre Kräfte zu 
schützen und ihre Existenzmöglichkeiten zu verbessern. 
Der vorhergesagte Widerstand des Fürsten ließ nicht lange auf 
sich warten. Es kostete, da die Großindustrie sich zum Teil hinter 
den Kanzler scharte, viel Mühe und Kämpfe, bis meine Absischt durch- 
gesetzt war. Der Staatsrat trat unter meinem Vorsitz zusammen. 
In der Eröffnungssitzung erschten unerwartet auch der Kanzler. Er 
hielt eine Ansprache, in der er das ganze von mir ins Werk gesetzte 
Unternehmen mit Ironie kritisterte und mißbilligte und seine Wit- 
wirkung versagte. Dann verlteß er den Saal. 
Nach dem Fortgang des Kanzlers stand die Versammlung unter 
dem Eindruck dieser eigenartigen Szene. Die Wucht und Rücksschts- 
losigkeit, mit der der große Kanzler für seine und gegen meine Politik 
eintrat, well er von der Richtigkeit seiner Auffassung durchdrungen 
war, machte auf mich und alle Anwesenden einen imponterenden 
Eindruck. Trotzdem mußte mich der Vorfall tief verletzen. Dise 
Versammlung nahm dann ihre Arbeiten wieder auf und lieferte 
resches Material zur Wetterbildung der von Kaiser Wilhelm dem 
Großen ins Leben gerufenen sozkalen Gesetzgebung, die den Stolz 
Deutschlands bildet und eine Fürsorge für das arbektende Volk dar- 
stellt, wie sie in keinem Lande der Welt zu finden ist. 
Daraufhin beschloß ich, einen allgemeknen Sozialkongreß ein- 
zuberufen. Auch dem widersetzte sich Fürst Bismarck. Die Schwetz 
hegte einen ähnlichen Gedanken und beabstchtigte, einen Kongreß 
nach Bern zu berufen. Der schwetzerische Gesandte Roth erfuhr 
von meiner Absicht und empfahl die Einstellung der Einladungen 
nach Bern und die Annahme einer solchen nach Berlin. So ge- 
schah es. Dank der Lopalität des Herrn Noth konnte der Kongreß 
nach Berlin einberufen werden. Das aus ihm resultierende Matersal 
ist zu Gesetzen verarbeftet und ausgenutzt worden, allerdings nur in 
Deutschlond. 
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