Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

englische Führer der Arbekterdeputatlonen an Bebel mit der Schluß- 
bemerkung: „Nach dem, was wir alles gesehen haben, was in 
Deutschland für die Arbeiterwelk geschieht, frage ich Sie: da sind 
Sie auch noch Soztalssten ?!“ Elnem Gewährsmann gegenüber be- 
merkten die Engländer, wenn es ihnen gelänge, nach langen Kämpfen 
in ihrem Parlament den zehnten Teil von dem durchzusetzen, was 
in Deutschland schon seit Jahren für die Arbeiter geschähe, dann 
würden ste sehr zufrieden sein. 
Ich hakte diese Besuche der englischen Deputatlonen mit Inter- 
esse verfolgt und wunderte mich über deren Unkenntnis der deutschen 
Verhältnisse. Noch mehr aber über die durch die englische Botschafe 
Übermieételten Fragen der englischen Reglerung zu demselben Thema, 
die eine geradezu erstaunliche Unkenntuis der in Demschland auf 
dem Gebtet sozkaler Reformen erfolgten Entwicklung verrteten. Ich 
befragte den englischen Botschafter und bemerkte, England sei 1890 
auf dem Berliner Soztialkongreß vertreten gewesen und habe doch 
gewiß, wensgstens durch die Botschaft, Kenntnis erhalten von den 
Reschstagsdebatten, die über die einzelnen sozkalen Maßnahmen in 
breiter Weise stattgefunden hatten. Der Botschafter erwiderte: Er 
habe denselben Gedanken gehabt, daher habe er die früheren Akten 
der Botschaft nachsehen lassen. Dabei sei konstatiert worden, daß 
selktens der Botschaft auf das genaueste nach London Bertscht erstattet 
worden und daß über jedes wichtige Stadium der fortschreitenden 
sozlalen Reformen umfangreiche Berichte nach Hause gesandt worden 
selen allein „because they Came from Germany, nobody ever read 
chem, they were simply pigeonholede, and remained fthere ever 
Since, k is a dowuright shamel Germany does not interest people 
at home“.*) So fügte der Brite achselzuckend hinzu. Weder König 
  
7) „Weil ste aus Deutschland kamen, wurden sie von niemand gelesen, man 
packte sie einfach in dle Aktenschränke, und dort sind sie seftdem geblieben. Es ist 
elne wahre Schandel Deutschland (nteresstert die Leute zu Hause nicht.“ 
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