J.
Mt Verhältnis zu der ehrwürdigen Gestalt des ersten deutschen
Kaisers, zu meinem Großvater, ist überaus innig gewesen,
von den Kindertagen bis zu dem ergreifenden Augenblick, da er die
Augen für immer schloß. Ich habe mit Ehrfurcht zu ihm empor-
geblickt und mit inniger Liebe an ihm gehangen. Er hinwiederum
ist in Güte und Freundlichkeit mir ein liebevoller Großvater gewesen,
und in diesem Geiste hat sein Auge auf der ganzen Entwickelung
meiner Jugendzeit geruht, vornehmlich in meiner militärischen Lauf—
bahn verdanke ich ihm alles. Sein Vertrauen zu mir ist immer
groß gewesen, mancherlei Episoden dieser Jugenderinnerungen, vor
allem meine beiden Sendungen nach Rußland, werden das belegen.
Von meinen Reisen pflegte ich ihm stets Berichte über das, was
mir in politischer oder militärischer Beziehung bemerkenswert erschien,
zu erstatten, und er hat sich, wie er oft betonte, sehr über diese Auf—
merksamkeit gefreut.
Das Jahr nahm im Leben meines Großvaters meist folgenden
Verlauf: im Frühfahr oder Frühsommer ging er zur Kur nach Ems,
dann nach Gastein, im Herbst hielt er sich in Babelsberg auf, nach
den Manövern in Baden-Baden, den Winter verbrachte er in Berlin.
Oft, wenn meine Eltern auf Reisen waren, auch seine Tochter,
Großherzogin Luise, nicht zum Besuch bei ihm weilte, wurde ich zu
mefnem Großvater allein zum Essen in sein Balais Unter den Kinden
bestellt. Diese Stunden des intimen Zusammenseins sind mir ewig
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