ziergängen, zu kleinen und großen Ausflügen. Das Theater, eine
Oper, ein Museum und eine Bildergalerie schufen vielerlei Bildungs—
möglichkeiten. Schönes geselliges Leben in der Stadt vermittelte
anregenden Verkehr. Nimmt man dazu, daß Schloß Wilhelmshöhe,
wo wir im Sommer wohnen sollten, eine unvergleichliche Lage besitzt,
so muß man wohl zugeben, daß Hinzpeter eine gute Wahl getroffen
hatte.
I.
Als ich von dem Plane, mich nach Kassel zu verpflanzen, zuerst
erfuhr, war ich wenig angenehm überrascht. Denn nun sollte ich das
Elternhaus verlassen, unter dessen Schutz ich aufgewachsen war, sollte
in die Hand neuer Lehrer gegeben werden und nun mit einem Male
unter fremden Knaben in einer öffentlichen Schule lernen, mit ihnen
wetteifern und — unter ihnen bestehen! Es wurde mir doch recht
unbehaglich zumute.
Ein Trost war es für mich wenigstens, daß mein lieber Bruder
Heklnrich mich begleitete; er sollte, da er für den praktischen Beruf
des Seemanns bestimmt war, die Realschule in Kassel beziehen.
Außerdem kamen mein „Zivilgouverneur“ Dr. Hinzpeter und mein
„Milktärgouverneur“ Generalmasor v. Gottberg mit. Letzterer, der seit
1871 als Nachfolger des Premierleutnants O Danne mich betreute,
war ein sympathischer und liebenswürdiger Herr, den ich außer-
ordentlich gern gehabt habe. Ich habe auch in seiner Familie ver-
kehrt, wo es immer ungemein gemütlich zuging. In Kassel lag ihm
neben anderem die Verwalkung unseres Hausstandes ob, wodurch
er oft in Gegensatz zu Hinzpeter gerket. Denn dieser hatte einen
ebenso großen wie grundlosen Haß auf den General geworfen.
&
Bereits wenige Tage nach meiner Einsegnung schlug die Ab—
schiedsstunde, und es hieß nun, aus dem Clternhause, von Berlin
121