Großen Nutzen habe ich schließlich auch von dem anderen Kunst—
historiker Bonns gehabt, der der großen Gelehrtenfamilie der Justi
angehörte. Ganz in seinen Arbeiten lebend, kaum unter Menschen
gehend, war er nichts weniger als ein Weltmann, trug aber aus-
gezelchnet vor. Die Kunst der Renaissance und die alten Meister
lebten förmlich unter seinen Worten auf. Auch sein Kolleg habe ich
auf die Gewinnseite meiner Studienzeit zu buchen.
Schließlich gedenke ich noch zweier akademischer HLehrer, bei denen
ich zwar nicht gehört habe, die mir aber gesellschaftlich näher getreten
sind. Der eine war Professor Schaafhausen, ein bedeutender Phy-
siologe und Bhrenologe; den Verkehr in seinem Hause machte ein
Kranz liebenswürdiger Töchter, die den verwitweten Bater umgaben,
ungemein heiter und frohsinnig. Der andere Herr war Professor
Sell, seine Gestalt ragte als Wahrzeichen aus uralten Zeiten noch
in unsere Jugend hinein. Er besaß von feher eine besondere Vor-
liebe für das Korps Borussia, wo der alte Herr durch ebenso
launige, wie formvollendete Reden sich die Herzen seiner Zuhörer
gewann. Seine Höflichkeit war sprichwörtlich, da er jedem Studenten,
der ihn auf der Straße grüßte, durch schwungvolles Abnehmen seines
Hukes dankte. Dies veranlaßte oft die akademischen Jünglinge,
wenn sie ihm zu zweien begegneten, sich zu teilen, um ihn zwischen
sich hindurchgehen zu lassen, wobei sie a tempo grüßten — worauf
der freundliche alte Herr niemals verfehlte, mit liebenswürdigem
Lächeln erst den Gruß des einen und dann, sich umwendend, den des
andern zu erwidern.
III.
Nicht nur der strengen Wissenschaft, nicht nur dem Berkehr mit
Professoren habe ich meine Zeit in Bonn gewidmetl
Schäumende Jugendlust suchte und fand Verkehr mit Glesch-
gestimmten.
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