Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

kneipant“ und bekam das Band erst lange nachdem ich die Universität 
verlassen hatte. Ebenso habe ich wohl am Fechtunterricht teilgenommen, 
aber nicht auf Mensur gestanden. 
Von den Kommilitonen sind mir eine Anzahl im Gedächtnis 
geblieben, deren Gestalten nun wieder von der Erinnerung herauf- 
beschworen werden. Da waren Herzog Georg von Oldenburg und 
der spätere Großherzog Friedrich von Baden, mein Kamerad auf 
der Schwarzwaldreise, dann Freiherr v. Seherr-Thoß, der spätere 
Regierungspräsident von Liegnitz, Graf v. Tiele-Winckler, dessen 
Mensur die erste war, die ich mit ansah, ferner Freiherr Ernst v. Salza, 
mit dem ich seinerzeit in Wyk gespielt hatte. Dann entsinne ich mich 
noch des Hamburgers Ohlendorf und des später als Weltreisender 
bekannt gewordenen Hamburgers Otto Ehlers; er ist nachmals bei 
einer Forschungsreise in Neu-Guinea umgekommen. Schließlich 
nenne ich noch den Grafen Münster, einen Sohn des Botschafters, 
dann den Grafen Bictor v. Henckel, sowie v. Spdow, den besten 
Gechter des Korps. Diese Kommilitonen waren wohl zu meiner Zeit 
alle aktiv. Außer ihnen verkehrte noch eine Anzahl Inaktiver im 
Korps, wie z. B. der mir nahestehende Herzog Johann Albrecht von 
Mecklenburg-Schwerin, der spätere Regent von Braunschweig. Sie 
alle trugen nach Kräften und Befähigung, der eine auf die, der andere 
auf sene Welise, zur Unterhaltung und zum Gedeihen des Korps bei. 
Eine besondere Note erhielt das gesellschaftliche Leben in Bonn 
durch den guten Zusammenhalt unter den drei Korps, den Hanseaten, 
den Pfälzern und den Borussen. Dieser ist gewiß sehr gefördert 
worden durch den Umstand, daß viele Aktive gleichzeitig im dortigen 
Königs-Husarenregiment ihr Jahr abdfenten, dadurch wurde nicht nur 
der Geist der Kameradschaftlichkelt wesentlich gestärkt, sondern auch 
der Zusammenhalt zwischen den Korps und dem Negiment außer- 
ordentlich eng. Es war ein sehr schönes Verhältnis, dem ich im 
folgenden wenigstens einige Zeilen widmen muß. 
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