war, wußten wir wohl. Wir ahnten aber damals nicht, daß er ge—
rade in jenen Tagen angesichts der feindlichen Haltung Rußlands
und der drohenden Gefahr eines russisch-französischen Bündnisses einen
engen Bund zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn vorbereitete
und nun bei seinem kaiserlichen Herrn auf den heftigsten Widerstand
stieß. Meinem Großvater erschien ein solches Bündnis gerädezu als
Felonie gegenüber Rußland. Ich habe den am 7. Oktober schließlich
doch geschlossenen Bündnisvertrag, ebenso wie den Dreibundvertrag
von 1882, erst während meiner späteren Tätigkeit im Auswärtigen
Amt kennen gelernt.
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Während noch um das Zustandekommen des Zweibunds gekämpft
wurde, war ich mit meiner Mutter und meinen Schwestern in Be—
gleitung Seckendorffs und meines Vaters Adjutanten Rittmeister
Freiherrn v. Nyvenheim zu meiner ersten Italienreise aufgebrochen.
Mein Vater kam von Baden-Baden aus, wo der Kaiser damals
weilte, am 1. Oktober nach. Wundervolle Eindrücke empfing ich von
dem Lande, dessen südliche Schönheit und klassische Erinnerungen auch
ich von Jugend auf „mit der Seele gesucht hatte.
Nie vergessen werden wird Venedig mit seinen Kirchen und Palästen,
die meine Mutter genau kannte, mit dem Canale Grande und der
Seufzerbrücke, auch nicht jene märchenhafte nächtliche Gondelfahrt,
die uns gerade vor den Dogenpalast führte, als leuchtend die Sonne
wieder aufging. Bon Venedig aus siedelten wir nach Begli über,
einer wundervollen Ortschaft bei Genua, wo wir im Hotel Egli, dem
früheren Palazzo Lomellini, gewohnt haben. Unter den über alle
Beschrekbung schönen Besitzungen sener Gegend ist mir besonders die
dem Marchese Durazzo gehörige Villa Pallavicini in Erinnerung
geblieben. Mächtige Wasserkünste spielten in dem schönen Bark, von
dem aus sich eine weite Aussicht auf das Meer bot. Meine Mutter
fand hier manch prächtigen Vorwurf zum Malen.
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