Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

nach dem Bibelwort getan, was sie konnte, und am Ende ihr Leben 
dahingegeben um meinetwillen. In der Erinnerung des deutschen 
Volkes wird ihrem Bilde ein Ehrenplatz geweiht sein neben sener 
anderen Fürstin meines Hauses, der auch das Unglück ihres Vater- 
landes das Herz gebrochen hat. Zu dem Grab in deutscher Erde 
gehen oft meine Gedanken, das selbst mit einer Blume zu schmücken 
mir verwehrt ist. 
III. 
Mein persönlicher Verkehr in den 80er Jahren setzte im Grunde 
den Umgang mit früheren Freunden und Bekannten fort, so z. B. 
mit Professor Werder, über den ich ausführlich gesprochen habe. Bon 
einem eignen Kreis, wie man wohl zu sagen pflegk, kann ich nicht 
sprechen; die großen Anforderungen, die der militärische Dienst an 
meine Zeit und meine Kräfte stellte, ließen mir auch wenig Freiheit. 
Gleichwohl sind mir in senen Jahren einige Männer näher getreten, 
die hier im Forkgang meiner Jugendgeschichte nicht übergangen werden 
dürfen. Wenn sch von diesen im folgenden kleine Charakterbilder 
entwerfe und die Art meiner Beziehungen zu ihnen schildere, so will 
ich mich bemühen, sie so zu zeichnen, wie ich sie damals gesehen habe, 
und spätere Erfahrungen nicht in sene Zeit hineinverlegen. Es liegt 
mir auch fern, Porträts in der Art entwerfen zu wollen, wie es 
wohl ein Historiker tun würde, der alles schriftliche und gedruckte 
Materkal, das ihm erreichbar ist, heranzieht. Solche Quellen lasse 
ich hier bewußt beiseite und will mich auch bemühen, ihre Kenntnis, 
soweit sie meine Berson betreffen, nicht auf meine Beurteklung ab- 
färben zu lassen. „ 
Als ich Graf Philipp Eulenburg-Hertefeld kennen lernte, stand 
er im diplomatischen Dienst und war der Gesandtschaft in München 
attachiert. Sein damaliger Vorgesetzter Graf Werthern-Beschlingen 
machte mich gelegentlich eines Gesprächs über nordische Heldensagen 
256 .
	        
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