dierender in den Marken seine Augen schloß. Wäre er am Leben
geblieben, so hätte der 9. November wohl einen anderen Verlauf
genommen. An diesem Tage hat der treue Mann gefehlt.
X
General v. Hahnke ist der letzte Militär, dessen ich in diesem
Zusammenhang zu gedenken habe. Im Kriege 1870/71 war der
damalige Masor dem Stabe meines Vaters attachiert. Er war es,
der von seinem Ordonnanzritt während der Schlacht bei Sedan, bei
dem er durch einen Granatsplitter am Kopf verwundet wurde, meinem
Vater die Meldung brachte, daß der Ring um das französische Heer
geschlossen sei. Diesen Augenblick hat mein Bater durch den bei
ihm weilenden Kriegsmaler Bleibtreu auf einem bekannten Bilde fest-
halten lassen. Man sieht auf ihm Mafor v. Hahnke, den Kopf mit
einem Tuch verbunden, sein Pferd am Zügel, den stellen Hang zur
Höhe emporsteigen und, mit der Hand an der Mütze, dem Kronprinzen
seine Meldung erstatten. Da mein Bater ihn außerordentlich hoch
schätzte, nahm er ihn oft während seiner Anwesenheit in Berlin zu
Spaziergängen im Tiergarten mit, währenddessen Heinrich und ich
mit seinen drei älteren Jungen folgten. Er war eine markante Er-
scheinung, hochgewachsen, sehnig, mit scharfgeschnittenem, knochigen
Gesicht, schwarzem Haar, schwarzem Schnurrbart, mächtig ge-
schwungenen schwarzen Augenbrauen, unter denen ein paar dunkle
Augen glühten. Das Gesicht mit dem bräunlich-olivenfarbenen Ton
gab ihm fast das Aussehen eines Südländers.
Hahnke wurde Kommandeur der 1. Garde-Infanteriebrigade in
Potsdam und damit mein Vorgesetzter. Zwischen ihm und seiner
liebenswürdigen Frau einerseits, die mit lhren zahlreichen Kindern
die Kommandantur in Potsdam bewohnten, und uns anderseits, die
wir im Stadtschloß gegenüber residierten, entwickelte sich eln ange-
regter, intimer Verkehr. Unter anderm haben wir auch bald bei uns,
bald in der Kommandantur mit verteilten Rollen gelesen, 3. B. Jriny,
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