Um mich über diese Stoffgebiete hinaus politisch für mein hohes
Amt vorzubilden, dessen Antritt 1887 bereits verhältnismäßig nahe
zu stehen schien, wollte mir Fürst Bismarck in der Art eines Adju-
tanten einen wissenschaftlich und praktisch entsprechend vorgebildeten
Beamten als ständigen Begleiter geben. Zunächst scheiterte der Plan
an dem Widerstande meines Großvaters, der bei meinem todkranken
Vater nicht den Anschein erwecken wollte, als rechne man mit ihm
nicht mehr. Im Januar 1888 nahm Bismarck aber seinen Plan
wieder auf und schlug den Unterstaatssekretär Herrfurth im Innen-
ministerium, einen außergewöhnlich tüchtigen und in allen staats-
wissenschaftlichen Fragen überaus gut bewanderten Fachmann für die
gedachte Stellung vor. Um ihn aber, wie das beabsichtigt war,
dauernd um mich zu haben, war er doch zu alt, die für engeres
Zusammensein nötige gegenseitige Sompathie hätte sich kaum ein-
gestellt. Fürst Bismarck konnte nicht umhin, meine Bedenken
gelten zu lassen und kam nun auf die Idee, die geplante Stellung
in zwei Teile zu zerlegen. Eine Persönlichkeit sollte, wie er mir
erklärte, mir über staatswissenschaftliche Fragen gewissermaßen
Kolleg lesen, die andere, notwendig füngere Persönlichkeit sollte
als Ziviladfukankt in meiner Umgebung und zu meiner ständigen
Verfügung sein als, wie der Fürst sich ausdrückte, „lebendes
Lexikon" 7).
In dieser Form wurde der PBlan auch verwirklicht und mit dem
ersten Bosten Geheimrat PBrofessor Gneist, mit dem zweiten der Re-
gierungsrat v. Brandenstein aus Magdeburg betraut. Die schicksals-
volle Wendung des nächsten Monats sowie meine eigene fast völlige
Inanspruchnahme durch den militärischen Dienst haben aber diese Ein-
richtung nicht mehr so fruchtbar werden lassen, wie man es für nor-
male Zeiten hätte erwarten können.
*) Bgl. Anhang Nr. J.
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