erst im Laufe der Regierung seines Enkels ausgeführt worden, erst
unter ihm hat der Osten den dringend erforderlichen Aufschluß durch
Bahnen erhalten. Ein Vergleich der ostpreußischen Eisenbahnlinien
von 1888 mit den Eisenbahnkarten vom Jahre 1913 ist in dieser
Hinsicht lehrreich. Es besteht kein Zweifel, daß mit dem alten Netz
ein großer Teil des Ostens im Jahre 1914 verloren gewesen wäre.
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Da die Drohungen von russischer Seite unverminderk fortdauer-
ten, entschloß sich Fürst Bismarck, diesen ein Parolk zu bieten: Am
3. Februar 1888 wurde als lautes Warnungssignal der Bündnis-
vertrag vom Jahre 1870 zwischen Osterreich-Ungarn und Deutschland
in dem deutschen „Reichsanzeiger“ und der „Wiener Abendpost“ ver-
öffentlicht. Drei Tage später hielt der Fürst im Reichstag jene
gewaltige Rede, in der er das deutsch-russische Berhälknis historisch
beleuchtete und mit den unsterblichen Worken schloß: „Wir Deutschen
fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!“
Der Eindruck dieser Rede, die ich mit meiner Frau auf der
Tribüne mit anhörte, war ungeheuer, die Begeisterung allgemein im
Hause. Auch fenseits der schwarz-weiß-roten Grenzpfähle wurde die
Rede verstanden.
Sie zeigt aber mit aller Deutlichkeit, in welcher Richtung sich
das deutsch-russtsche Berhältnis am Ende der Reglerungszeit meines
Großvaters entwickelt hatte.
X.
Die tragischen Ereignisse des Jahres 1888 warfen ihre Schatten
bereits auf das vorhergehende Jahr. Des Kronprinzen unheilbare
Krankheit begann.
Im Januar 1887 machte sich bei meinem Bater andauernde Heiser-
keft störend bemerkbar, die er zunächst als Folge einer seiner häufigen
Erkältungen ansah, erst als sie nicht weichen wollte, wurde er bedenk-
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