Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

kehrten besonders mit der Familie des späteren Lord Brabourne, 
der in der angelsächsischen Kinderwelt berühmt war durch seine ent- 
zückenden Märchen, die er unter dem Titel „Stories kor my children“ 
veröffentlicht hatte. Bon anderen Gespielen seien noch der spätere 
Herzog von Eroy, der Schwager des Erzherzogs Friedrich, genannt, 
sowie der Sohn des Herzogs v. Ballombrosa, des Besitzers eines 
herrlichen kleinen Palais mit wunderschönen Balmen im Garten. 
Die größte Freude aber war es für mich und meine Geschwister, 
wenn der Besitzer einer herrlichen Orangen-Plantage, archn#des 
Hespérides“ genannt, uns Kinder einlud zu kommen und goldene 
Orangen vom Baum zu essen! Das hatte man weder in Berlin, 
noch in Potsdam, da war man sa schon dicht am Paradiesel 
Auch sonst bot uns die Mittelmeerstadt viel Anregungen. Auf 
dem Fischmarkt nahe dem Hafen sahen wir wunderbare Krustazeen 
und andere merkwürdige Seetiere, am Strande fanden wir Bolypen, 
und seltsame Schmetterlinge flatterten auf den saftigen Wiesen und 
in den duftenden Gärten. Da erwachte unser Forscherdrang, und wir 
faßten den Entschluß, uns ein ansehnliches Tiermuseum anzulegen. 
Gedacht, getan. Seetiere wurden gefangen oder auf dem Markte 
gekauft, wobei viel gefeilscht wurde, dann entweder in ein schnell im- 
provisiertes Aquarium gesteckt oder in den Zweigen des Eukalpptus 
im Garten aufgehängt, getrocknet, mit Schellack überzogen und auf 
Pappe geklebt. Wir hatten unendlich zu tun und waren eigentlich 
immer beschäftigt, glücklicherweise hatten wir einen sehr geschickten 
Diener, namens Hoffmann, der uns bei unseren Forschungsarbeiten 
half. Wir haben dann dieses ganze Museum, zu dem noch eine 
Schmetterlingssammlung hinzukam, glücklich bis nach Deutschland 
geschafft, wo es im Neuen Palais viele Jahre übelduftend von unserm 
Corschungsdrang Zeugnis ablegte. Schlfeßlich schenkte uns mein 
Großvater Vitrinen, damit wir unsere Beute sicher und geruchfrei 
unterbringen konnten. 
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