8 Erstes Kapitel
setzt in der Gefahr unserem Vaterlande helfen und schliefß-
lich: „Die deutsche Sozialdemokratie hat oft und ungeschminkt genug
ausgesprochen, wie sie über den Frieden denkt; sie hat im Bewußt-
sein der deutschen Kraft sich nicht gescheut, durch ihre Reichstags-
erklärungen den Sozialisten der anderen kriegführenden Nationen die
Hand zum Frieden zu bieten und hat stets alles vermieden, was den
notgedrungenen Kampf zu einem sinnmlosen kulturfeindlichen Völker=
haß auvarten läßt. Die Antwort sind die einseitigen und gehässigen,
von der Hoffnung auf eine völlige Niederlage der deutschen Heere
erfüllten Stimmen!“
Noch aber war ein Ende des Krieges nicht abzusehen; die auf-
lodernde Begeisterung begann nachzulassen, an ihrer Stelle ward ernstes
und entschlossenes Durchhalten erforderlich. Allmählich wagten die
schwankend gewordenen Führer hier und da den Versuch, die Massen
wieder auf die alten Pfade der Vaterlandsverdrossenheit, der inter-
nationalen Solidarität des Proletariats und der Kriegsunlust zu führen.
Die militärischen Erfolge wurden abgeschwächt, das Wecken vater-
ländischer und völkischer Gefühle geflissentlich unterlassen, dagegen
hoben die Blätter die Schrecken und Verluste des Krieges in aufdring-
lichster Weise hervor, die Schuld am Kriege wurde den Regierungen
oder den Kapitalisten zugeschoben, dafür die Sozialdemokratie als das
einzige und unfehlbare Mittel gegen den Krieg angepriesen und die
internationale Solidarität der Arbeiterschaft bei jeder Gelegenheit be-
tont. Ja, man scheute sich nicht, unter schweigender und auesdrück-
licher Billigung Stimmen des In= und Auslandeo zu vermerken, wonach
die Arbeiterschaft verpflichtet sei, mit der Tat gegen die längere
Dauer des Krieges einzuschreiten und die Regierungen zum Frieden
zu zwingen. Als aufgefangene Briefe mit hoher Wahrscheinlichkeit
erkennen ließen, daß es sich um ein im Auslande in bewußter Absicht
geplantes Vorgehen gegen die Schlagfertigkeit unseres Heeres handelte,
ein Plan, der besonders von den radikalen Sozialisten teils in landes-
verräterischer Absicht, teils in fanatischer Verbohrtheit gegenüber den
internationalen Ideen unterstützt wurde, mußte eingeschritten werden.
Im Einversiändnis mit dem Reichtamt des Innern versah das Kriegs-
ministerium die zuständigen Militärbefehlshaber mit allgemeinen Wei-
sungen zur Wahrung der wünschenswerten Einheitlichkeit bei der Be-
handlung der innerpolitischen Verhältnisse. Man wird hier fragen,