Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

178 Anhang 
wurden getroffen, und besonders haben sich Barth, Wegmann, Ecker, 
Däumig und andere Vollzugsratsmitglieder um die Sache verdient ge- 
macht. Es fragte sich immer nur, wann losgeschlagen werden konnte, 
und so haben wir Monat für Monat gewartet. Als der Zusammenbruch 
an der Wesifront erfolgte, hielten wir die Zeit für gekommen. Wir hatten 
auch Verbindungen mit der Front angeknüpft und arbeiteten 
erfolgreich, denn die Regierung war ja so gütig gewesen, alle Nevo- 
lutionäre einzuziehen und in die Armee zu stecken. Wir wußten, 
daß ganze Regimenter übertreten würden. Nun kamen die 
entscheidenden Novembertage. Am 2. November fand eine Sitzung des 
Revolutionskomitees statt, an der auch Haase, Dittmann und Lieb- 
knecht teilnahmen. Wir beschlossen, am 4. November loszuschlagen, wir 
wußten, daß wir uns auf die Truppen verlassen und uns nach kurzem 
Kampf der Herrschaft über Berlin bemächtigen konnten.“ (Ledebour 
nach einem Bericht des „Berliner Tageblattes“ vom 17.Dezember 1918.) 
„Der Dolchstoß von hinten gegen die deutsche Front war der glück= 
lichste Dolchstoß des revolutionären Proletariats.“ (Re- 
dakteur Thomas aus Augsburg in einer Wahlversammlung der Münche- 
ner Unabhängigen.) — 
„Eigentlich könnten wir uns freuen, daß wir besiegt wor- 
den sind, denn dadurch sind wir unsere Machthaber losgeworden 
und können heute den 1. Mai feiern. Hätten wir gesiegt, dann würde 
Deutschland in einen reinen Militärstaat verwandelt worden sein und 
an eine Maifeier wäre nicht zu denken gewesen.“ (Mechklenburg-Strelitz- 
scher Staatsminister Schaffer (Soz.) am 1. Mai 1919.) — 
„Wir haben schon vom Beginn des Krieges, von Anfang des 
Jahres 1915 systematisch für die Revolution der Flotte 
gearbeitet. Wir haben von unserer Löhnung alle Tage 50 Pfge- 
sammelt, und mit den Reichstagsabgeordneten in Verbindung gesegtzt 
und revolutionäre Flugblätter verfaßt, drucken lassen und verteilt, um 
so für die Novemberereignisse die Bedingungen zu schaffen. Ich selber 
bin für diese Agitation mit mehreren Kameraden zum Tode verurteilt 
worden, bei zweien ist das Urteil aber nur ausgeführt. Nicht also seit 
1917 ist, wie der Unabhängige Vater in Magdeburg erwähnte, die Agi- 
tation gegen Heer und Flotte systematisch betrieben worden, sondern 
seit Beginn des Kriegeo.“ (Genosse Haase, Führer des See- 
mannsbundes, in einer Versammlung vom 30. August 1919.)
	        
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