Regierungs propaganda 11
die Presse dieser verbündeten Länder vielfach zu wenig schmeichel-
haften, ja schamlos lügenhaften Artikeln. Das Kriegsministerium be-
mühte sich redlich, hiergegen vorzugehen, es fehlte aber die tatkräftige
Unterstützung der Reichsregierung. Der Verbündete hätte es ja übel-
nehmen können. So blieb nichts anderes übrig, als die Hilfe der
Militärattachés in Anspruch zu nehmen und sie anzuweisen, immer
wieder auf die erfolgte tatkräftige Stütze durch Deutschland aufmerk-
sam zu machen.
Der beim Feld= und Besatzungsheer eingeführte vaterländische
Unterricht leistete, wenn er in geeigneten Händen lag und sachgemäß
betrieben wurde, Gutes. Leider war dies nicht immer der Fall. War
der Lehrer unfähig — und die Aufgabe erforderte eine ganze Kraft —,
so schadete der Unterricht mehr als er nützte. Fehlte dem Unterricht
das Sachgemäße, so gab es in der Heimat, besonders bei den Volks-
vertretern ein wüstes Geschrei, das zu heftigen Angriffen gegen die
verantwortliche Stelle führte.
Leider waren die Klagen nicht immer unberechtigt; man hätte
sie aber auf einfachere Weise abstellen können. Warum mußte stun-
denlang im Haushaltsausschuß darüber geredet werden, wenn ein
Schreiben oder ein Wort an den Kriegsminister genügt hätte! Damit
wäre der Sache gedient gewesen, freilich nicht der Absicht mancher
Männer und Parteien, die ihre Macht zeigen wollten, um einem miß-
liebigen Minister am Zeuge zu flicken, ihn womöglich zu beseitigen.
War das wenig tatkräftige Vorgehen für den Erfolg der Propa-
ganda im Auslande sehr bedauerlich, so bildete es für die engere
Heimat ein direktes Unglück. Hier arbeitete der Feind mit allen
Mitteln. Er fand leider vielfach günstigen Boden. Unter dem Deck-
mantel eines Rechtsfriedensangebotes, einer allgemeinen Versöhnung,
wußte seine Propaganda es dahin zu bringen, daß in unserem deut-
schen Lande die Stimmen für einen baldigen Frieden sich immer lauter
und kühner erhoben. In Frankreich, England und besonders in den
Vereinigten Staaten wurden solche Defaitisten hinter Gefängnismauern
zum Schweigen gebracht.
Das Volk begann durch die Länge des Krieges, durch die mehr
und mehr zunehmenden Entbehrungen und durch mancherlei Sorgen
und Lasten müde zu werden. Das war begreiflich. Was aber nicht
zu versteben ist, das war das fast gänzliche Fehlen von Mahnahmen