Sozialistische Friedenswünsche 13
„Wir fordern, daß dem Kriege, sobald das Ziel der Sicherung
„erreicht ist, und die Gegner zum Frieden geneigt sind, ein Ende
„gemacht wird durch einen Frieden, der die Freundschaft mit den
„Nachbarvölkern ermöglicht.“
Die gleiche Erklärung wiederholte die Fraktion bei der Bewilligung
der weiteren Kriegskredite am 2. Dezember 1914. Und als der Reichs-
tag zu seiner dritten Kriegstagung zusammentrat, hat am 10. März
1915 Genosse Haase namens der Fraktion ausgeführt:
„Meine Partei, als die Vertreterin des internationalen Sozia-
„lismus, ist stets die Partei des Friedens gewesen, und sie weiß,
„daß dies für die Sozialisten der anderen Länder ebenso wie für
„sie gilt. “
Am 29. Mai lol, nach dem Eingreifen Italiens in den Krieg,
hat der Genosse Ebert im Reichstag namens der Partei erklärt:
„Trogßz der verschärften Situation glauben wir, getreu unserer
„sozialistischen Weltanschauung, auch heute dieser Friedenssehn-
„sucht Ausdruck geben zu sollen “
Diese Ausführungen wurden in der gleichen Sitzung vom Genossen
Scheidemann scharf unterstrichen. Ebenso hat von der Tribüne des
preußischen Abgeordnetenhauses unsere Partei ihr Verlangen nach Frie-
den zum Ausdruck gebracht
Mit schmerzlichem Bedauern muß demgegenüber fesigestellt wer-
den, dass bisher alle Versuche internationaler Verständigung gescheitert
sind vornehmlich an dem Verhalten der sozialistischen Partei Frankreichs.
Nach der Kundgebung unserer Reichstagsfraktion für den Frieden
im Dezember 1914 machte der französische Ministerpräsident am 22. De-
zember in der Deputiertenkammer folgende Ausführungen:
„In der jetzigen Stunde ist nur eine Politik möglich: Kampf
„ohne Gnade bis zur endgültigen, durch einen völlig siegreichen
„Frieden gesicherten Befreiung Europag .“
Gegen diese unverhüllte Problamation des Kampfes bis zum
Weißbluten hatten weder die sozialistischen Minister noch auch die sozia-
listische Kammerfraktion, noch endlich auch der sozialdemokratische Par-
teivorstand auch nur ein Wort des Widerspruchs zu erheben. Warum
sie schwiegen, erklärten sie kurz darauf in einem „Manifest an die
Partei“ (Humanité vom 23. Dezember 1914):