Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

50 Fünftes Kapitel 
Dr. Dietrich Schäfer im Volke Verständnis für das Wesen dieses 
Krieges, die Folgen einer Niederlage und weitgesteckte Kriegsziele zu 
wecken sich mühte, der wütendsten Angriffe der Sozialdemokratie aller 
Schattierungen. Unter schweigender Billigung der Regierung. Sie 
vermochte nicht einzusehen, daß ihr ein starker, nationaler Wille, der 
auch seinerseits dem Gegner eine Kostenrechnung aufmachte, einen 
ungleich festeren Rückhalt in ihrer Außenpolitik bieten konnte, als die 
weinerlichen Friedenslitaneien sozialdemokratischer und pazifistischer Ver- 
sammlungen. 
5. 
Beginn der revolutionären Propaganda — Der Stockholmer 
Kongreß — Gegenmaßnahmen des Kriegsministeriums — 
Sozialdemokratische Friedenspropaganda 
Von der Tätigkeit der revolutionären Propaganda ergaben die beim 
Kriegsministerium eingehenden Berichte etwa folgendes Bild: 
Fast mit Sicherheit ließ sich annehmen, daß in Deutschland als 
Zentralstelle ein Geheimkomitee bestand, das in englischem Auftrage 
und mit ungeheueren Geldmitteln in Verbindung mit den radikalen 
Kreisen der Sozialdemokratie an der Revolutionierung der deutschen 
Arbeiterschaft arbeitete. Dieses Komitee wandte sich — meist münd- 
lich — an Obmänner und Vertrauensleute der sozialdemokratischen Ge- 
werkschaften in den einzelnen Betrieben. Diese Leute wieder zogen zu- 
nächst ins Vertrauen einen kleinen Kreis von Arbeitern, von dem sie 
eine erfolgreiche Agitation zugunsten des Umsturzes unter der Arbeiter- 
schaft erwarteten. Bei der schon seit langem unter der Decke planmäßig 
geschürten Unzufriedenheit gelang es meistens leicht, einen großen Teil 
der Arbeiter eines Betriebes durch die Werbearbeit von Mund zu Mund, 
insbesondere unter dem Eindruck der russischen Revolution, für die 
revolutionären Ideen zu gewinnen. War dies geschehen, so wurden Be- 
triebs= oder Werkstättenversammlungen veranstaltet. Sie brauchten nach 
dem Vereinsgesetz polizeilich nicht angemeldet zu werden, konnten sonach 
jederzeit stattfinden. In ihnen suchten dann die Redner unter dem Aus- 
hängeschild von Lohn-, Arbeits= oder Lebensmittelfragen die Arbeiter 
für die revolutionären Ziele zu verpflichten. 
Da auch die Sozialdemokratie der Scheidemannschen Richtung die 
Schwierigkeiten der Volksernährung und die Unzulänglichkeit der Re-
	        
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