Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Erster Band. Der Weg zur Revolution 1914-1918. (1)

52 Fünftes Kapitel 
der Heimat zurückkehrenden Leute ein wachsames Auge zu richten, ob 
nicht von ihnen Flugschriften und Handzettel eingeschleppt werden. Auch 
erscheint es nötig, das Eisenbahnpersonal in bezug darauf zu über- 
wachen, daß von ihm nicht Hetzschriften 1) eingeschmuggelt oder den 
Soldaten auf der Fahrt heimlich zugesteckt werden. Euer Exzellenz darf 
ich die Veranlassung des Weiteren anheimstellen.“ Die stellvertreten- 
den Generalkommandos erhielten Weisung im gleichem Sinne. 
Auch an die ZJivilbehörden trat das Kriegsministerium heran. Mir 
liegt ein Schreiben vor an den preußischen Kultusminister (abschrift- 
lich an den Reichokanzler vom 19. April 1917), worin folgendes aus- 
geführt wird: 
„In dem Maße, in dem unsere Gegner mehr und mehr zur Ein- 
sicht kommen, daß sich ein für sie günstiger Ausgang des Krieges mit 
den Waffen nicht erzwingen läßt, wenden sie sich anderen Mitteln zur 
Erreichung ihres Zieles zu. 
In der richtigen Erkenntnis, daß der Grund unserer Stärke in den 
durch jahrhundertealte Wechselbeziehungen zwischen Herrscherhaus und 
Volk gefestigten inneren Zuständen liegt, entfalten sie neuerdings immer 
unverkennbarer eine rege Tätigkeit, dieses glückliche Verhältnis zu stören 
und und den Erfolg durch Bereitung innerpolitischer Schwierigkeiten 
zu entreißen. Jedes Mittel zur Erreichung dieses Zweckes ist ihnen 
recht, und mir liegen Beweise vor, daß auch feindliche Agenten nach 
dieser Richtung an der Arbeit sind. Diese Bestrebungen finden bei dem 
radikalen Teile der deutschen Sozialdemokratie wirksame Unterstützung. 
Die darin liegende Gefahr muß umgehend mit allen zu Gebote 
stehenden Mitteln auf das nachhaltigste bekämpft werden. Das Zu- 
nächstliegende ist eine durchgreifende Gegenpropaganda, deren Einlei- 
tung ich sofort veranlaßt habe. Für unbedingt notwendig halte ich es 
aber auch und glaube hierin, der Zustimmung Euerer Erxzellenz sicher 
zu sein, daß zur Stärkung des monarchischen Gedankens Schule und 
Kirche herangezogen werden. 
Ohne den besonderen Anordnungen E. E. vorgreifen zu wollen, 
möchte ich vorschlagen, daß in den bevorstehenden entscheidenden Kriegs- 
1) Besonders in Zürich und Luzern wurden derartige Flugblätter in Massen 
hergestellt. Anfang Mai tagte in Zürich eine Versammlung der Liebknecht-Gruppe, 
auf der beschlossen wurde, Agitationsschriften für Einführung der republikanischen 
Verfassung nach Deutschland einzuschmuggeln.
	        
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