Ersatzkräfte für die Industrie 123
stellvertretenden Generalkommandos abgehaltenen Besprechung gab mein
Referent Herr Sichler ein Bild der Tätigkeit des Kriegsministeriums
und der stellvertretenden Generalkommandos.1) Es wurden folgende
Fragen aufgeworfen:
Welche JZahl von Ersatzkräften läßt sich für die Industrie ge-
winnen durch
1. Kriegsbeschädigte,
2. Verringerung des Bahnschutzes, der Gefangenenüberwachung usw.,
Einschränkung des Garnison-, Wacht= und Arbeitsdienstes auf
das Mindestmaß,
Ablösung von Burschen,
Verringerung des Personals in den Geschäftszimmern, insbeson-
dere Schreiber und Ordonnanzen,
. Einstellung von Frauen in Lazaretten, Genesungsheimen usw.7
Das Ergebnis war die Verteilung von rund 69oo0 militärisch
entbehrlichen Mannschaften.
In einer zweiten Besprechung am g9. 6. 1916 legte Herr Sichler
den Standpunkt des Kriegsministeriums über die Möglichkeit der
weiteren Einziehung kriegsverwendungsfähiger Leute dar. Auf An-
regung des Kriegsministeriums wurde die oben erwähnte listliche Tei-
lung der noch vorhandenen Wehrpflichtigen in jederzeit Verfügbare
ohne Ersatzgestellung, Verfügbare gegen Ersatzgestellung und Unentbehr-
liche als zweckmäßig allerseits anerkannt. Ihre Einführung beseitigte
viele Härten und Klagen.
Mit dem 1. 11. 1916 ging das Ersatzwesen leider zum Kriegsamt
Üüber. Ich muß sagen „leider“, denn die Loslösung der Arbeiten für
die Aufbringung des Heeresersatzes von A D, dem die Aufstellung von
Neuformationen und die Erhaltung der Schlagfertigkeit des Heeres
verblieb, mußte unvermeidlich zu Schwierigkeiten führen. Nur dem
auf ein siegreiches Endziel gerichteten Zusammenarbeiten dieser beiden
Dienststellen ist es zu danken, daß die gegebenen Interessengegensätze
immer wieder überbrückt wurden und daß die Folgen der Uber-
schätzung der deutschen Volkskraft nicht schon früher eingetreten sind.
Mit den wachsenden Ausmassen des Krieges gewann die Kriegs-
wirtschaft naturgemäß erhöhte, schließlich fast entscheidende Bedeutung.
1) Anlage 6
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