Escherich's Forst 181
wegs besuchte ich meinen hochverehrten Gönner, den General v.
Jastrow, Et.-Inspekt. in Bialystok.
Von dem Bialowitscher Forst mit seiner von uns eingerichteten
Verwaltung macht sich nur der ein richtiges Bild, der an Ort und
Stelle war. Die vom Forstmeister Escherich ins Leben gerufene Orga-
nisation mit ihren tadellosen Einrichtungen wird ein Ruhmesblatt in
der deutschen Verwaltungsgeschichte bleiben. Es lohnt sich wahrlich,
die von ihm verfaßte kurze Abhandlung zu lesen, um sich einen Begriff
von dem Geschaffenen zu bilden. Nirgends wird man in Europa einen
solchen Komplex schöner alter Bäume finden. Die Angabe des Forst-
meisters, daß man etwa 30 Jahre brauchen würde, um den Wald nach
deutschem Muster zu durchforsten, gibt einen Begriff von dem gewal-
tigen Walbbestande. Die zahlreichen Holzschneidemaschinen bis zu den
lagen, in denen das Mehl zu Briketts ver-
arbeitet wurde, lieferten den Beweis der Ausnutzung der Bestände bis
ins kleinste. Besonders interessant und für uns wertvoll war die
Methylalkoholanlage.
Ich verließ den Wald mit dem Gefühl, daß hier der rechte Mann
am rechten Platz stand, und daß ein Werk geschaffen war, wie es nur
deutscher Fleiß, deutsche Tatkraft und Zähigkeit und deutsches Wissen
fertig bringen.
In Wilna konnte ich wieder den sehr interessanten Ausführungen
des General-Feldmarschalls von Eichhorn während der Abendstunden
lauschen. Es gab wohl kaum einen zweiten General in der deutschen
Armee, der sich so in das sozialpolitische Gebiet hineingearbeitet hatte
und auf ihm bewandert war wie er. Uberraschend waren auch seine
Kenntnisse der polnischen Geschichte.
Alo ich am nächsten Vormittage auf den Schloßberg ging, begeg-
nete ich dem General-Feldmarschall, der von seiner täglichen Wan-
derung zurückkehrte, es sich aber nicht nehmen ließ, mit mir nochmals
den Berg zu ersteigen. Er erklärte mir den herrlichen Rundblick über
die Stadt und gab mir Einblicke in die Geschichte Wilnas und die Ver-
bältnisse zwischen Polen und Litauern und in die Schwierigkeiten, mit
denen er zu kämpfen hatte.
Dem trefflichen Manne, der bald einen so tragischen Tod finden
sollte, werde ich für das mir stets bewiesene Vertrauen immer dankbar
sein.