Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

186 Drittes Kapitel 
doch etwas erleben wolle und riet mir vor allen Dingen, mich fleißig 
mit dem Gelände vertraut zu machen. Das sei die Hauptsache und das 
einfache Geheimnis seiner Erfolge. Ich bin ihm für den Ratschlag 
dankbar gewesen. Leider war und wurde er, wie ich mich später über- 
zeugen konnte, von vielen Leuten nicht befolgt. Man hätte es überall 
befehlen müssen. Vieles wäre besser für uns verlaufen. 
Nachmittags fuhr ich zum General Dieffenbach nach Courtray, wo 
ich die Nacht verbrachte. Der wegen seiner Liebenswürdigkeit bekannte 
General sorgte für mich in einer rührenden Weise. Sein Chef, Oberst- 
leutnant v. Thaer, war als Generalstabsoffizier der 36. Didvision eine 
kurze Zeit mit mir in Danzig zusammen gewesen, als ich dort Chef des 
Generalstabes beim XVII. A. K. unter Exzellenz v. Mackensen war. 
Von dem Dreigestirn: Dieffenbach, Thaer und Stülpnagel (er war 
erster Generalstabs-Offizier) wurde überall mit großer Verehrung und 
Anerkennung gesprochen. 
Am nächsten Tage begab ich mich zu meiner Division in Morseele, 
meldete mich bei ihrem Kommandeur, General Wyneken, bekam vom 
Generalstabsoffizier eine Orientierung und dann ging es auf einem 
kleinen Gefährt zur Brigade. Der Stab lag in einem kleinen flan- 
drischen Hof, etwas abseits des Weges, etwa 1 km östlich der großen 
Straße Menin—Noulers. 
Die Räume des Wohnhauses waren winzig und nicht zahlreich. 
Ich habe mich aber darin wohl gefühlt, wozu meine nähere Umgebung 
allerdings viel beigetragen hat. Für die bewiesene Kameradschaft und 
treue Unterstützung möchte ich den Herren an dieser Stelle besonders 
danken. 
Am anderen Frühmorgen ging es in die Stellung des Res.-Regt. 86. 
Ich bekam hier den ersten Eindruck von einem flandrischen Trichterfeld. 
Man muß es gesehen haben, vorstellen kann man es sich nicht. Trichter 
neben Trichter, groß und klein, bis oben mit Wasser gefüllt, wer allein 
ging und hineingeriet, war unrettbar verloren. Leider kamen manche 
Leute auf diese Weise ums Leben, ja sogar Pferde. Durch dieses Trich- 
terfeld zog sich ein dem Gelände angepaßter Pfad, vielfach mit Holz 
belegt. Das Gelände lag unter feindlichem Feuer, so daß man es nur 
in der Dämmerung betreten konnte. Hlervon sollte ich mich bald über- 
zeugen. Ich hatte mich bei der Besichtigung der Stellung mit ihren 
Einrichtungen zu lange aufgehalten, so daß wir am hellen Tage die
	        
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