Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Zweiter Band. Heer und Heimat 1914-1918. (2)

Frontreisen 11 
Wert. Man versetze sich einmal in die Lage der Leute, besonders der 
Gebildeten, wenn sie in der Winterzeit von 4 Uhr ab im Dunkeln sitzen 
mußten, und die Beleuchtung nur für die Zeit des Aufstehens reichte. 
Immer wieder habe ich auf die Wichtigkeit dieser Sache hingewiesen. 
Zu meinem Arger erhielt ich stellenweise auf meine Frage, warum bei 
den vorliegenden günstigen Verhältnissen keine elektrische Anlage ge- 
schaffen wäre, die Antwort: man hätte gedacht, sie würde bei den 
hohen Kosten vom K.M. nicht bewilligt werden. Eine Unterschrift von 
mir an Ort und Stelle beseitigte dann diese falsche Ansicht. Mein 
Kollege vom Unterkunftsdepartement, zu dessen Ressort diese Sache ge- 
hörte, hat mich hierbei niemals im Stich gelassen. Später habe ich mit 
Freude feststellen können, daß die Etappen im Laufe des Krieges diesem 
Punkt die höchste Bedeutung beigemessen haben. Die elektrischen An- 
lagen bei der 2. Armee waren eine Glanzleistung, die viel zur Erhaltung 
der Stimmung beigetragen hat. 
Als der Plan des Aufmarsches vom Chef des Generalstabes ein- 
traf, hot wohl alle Beteiligten das Gefühl einer gewissen Überraschung 
ergriffen. Wohl war uns der Aufmarsch und die Umgehung durch 
Belgien nichts Neues, daß diese umgehende Bewegung aber so weit 
auoholte, war für die meisten von uns überraschend. Das war so recht 
Schlieffen. 
Alle, die unter diesem großen Manne gearbeitet und seine gewal- 
tigen Lehren und Anschauungen in sich aufgenommen haben, werden be- 
dauert haben, daß es diesem Feldberrn nicht vergönnt gewesen war, 
seine in jahrelanger Arbeit geschmiedeten Pläne persönlich in die Tat 
umsetzen und durchführen zu können. Es wäre um uns besser bestellt 
gewesen. 
Der Kriegsminister sandte mich an einem der ersten Mobil- 
machungstage zum damaligen Chef des Generalstabes, Graf Moltke. 
Der General war eben von Karlsbad zurückgekehrt. Ich war ganz 
niedergedrückt über sein schlechtes Aussehen. Vor mir stand ein schwer- 
kranker Mann. Das war nicht der gesunde, tatkräftige höchste Berater 
Sr. Majestät des Kaisers, wie ihn die Lage und die Führung der 
Operationen erforderten. 
Ich machte von meinem Eindruck dem General von Falkenhayn 
Mitteilung. 
Die ersten Nachrichten von dem überall siegreichen Vorgehen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.