Frontreisen 11
Wert. Man versetze sich einmal in die Lage der Leute, besonders der
Gebildeten, wenn sie in der Winterzeit von 4 Uhr ab im Dunkeln sitzen
mußten, und die Beleuchtung nur für die Zeit des Aufstehens reichte.
Immer wieder habe ich auf die Wichtigkeit dieser Sache hingewiesen.
Zu meinem Arger erhielt ich stellenweise auf meine Frage, warum bei
den vorliegenden günstigen Verhältnissen keine elektrische Anlage ge-
schaffen wäre, die Antwort: man hätte gedacht, sie würde bei den
hohen Kosten vom K.M. nicht bewilligt werden. Eine Unterschrift von
mir an Ort und Stelle beseitigte dann diese falsche Ansicht. Mein
Kollege vom Unterkunftsdepartement, zu dessen Ressort diese Sache ge-
hörte, hat mich hierbei niemals im Stich gelassen. Später habe ich mit
Freude feststellen können, daß die Etappen im Laufe des Krieges diesem
Punkt die höchste Bedeutung beigemessen haben. Die elektrischen An-
lagen bei der 2. Armee waren eine Glanzleistung, die viel zur Erhaltung
der Stimmung beigetragen hat.
Als der Plan des Aufmarsches vom Chef des Generalstabes ein-
traf, hot wohl alle Beteiligten das Gefühl einer gewissen Überraschung
ergriffen. Wohl war uns der Aufmarsch und die Umgehung durch
Belgien nichts Neues, daß diese umgehende Bewegung aber so weit
auoholte, war für die meisten von uns überraschend. Das war so recht
Schlieffen.
Alle, die unter diesem großen Manne gearbeitet und seine gewal-
tigen Lehren und Anschauungen in sich aufgenommen haben, werden be-
dauert haben, daß es diesem Feldberrn nicht vergönnt gewesen war,
seine in jahrelanger Arbeit geschmiedeten Pläne persönlich in die Tat
umsetzen und durchführen zu können. Es wäre um uns besser bestellt
gewesen.
Der Kriegsminister sandte mich an einem der ersten Mobil-
machungstage zum damaligen Chef des Generalstabes, Graf Moltke.
Der General war eben von Karlsbad zurückgekehrt. Ich war ganz
niedergedrückt über sein schlechtes Aussehen. Vor mir stand ein schwer-
kranker Mann. Das war nicht der gesunde, tatkräftige höchste Berater
Sr. Majestät des Kaisers, wie ihn die Lage und die Führung der
Operationen erforderten.
Ich machte von meinem Eindruck dem General von Falkenhayn
Mitteilung.
Die ersten Nachrichten von dem überall siegreichen Vorgehen