Die Ausbildung des Ersatzes 77
wies das Kriegsministerium auf die Ubung nur solcher Formen hin,
die für die kriegerische Betätigung des einzelnen Mannes und des
Truppenverbandes von unmittelbarem Werte waren. Frei= und Turn-
übungen sollten neben UÜbungen im Uberwinden feldmäsiger Hinder-
nisse besonders betrieben, nach Erledigung von 3 Schulschießbedingungen
mur Wert auf Gefechtsschießen gelegt werden, bei der Kavallerie an
Stelle der Ausbildung mit der Lanze die Schulung im Gebrauch des
Karabinero treten. In einem weiteren Erlaß (27. 10. 14) wurde als
erstrebenswertes Ziel aufgestellt, aus dem Rekruten einen dauerhaften
Marschierer, tüchtigen und gewandten Schützen und kampfesfrohen Sol-
daten zu machen.
Trotz dieser Hinweise und besten Willens war von dem heimischen
Ausbildungspersonal nicht das zu verlangen, was die Feldausbildung,
zumal auf Grund der neuesten Fronterfahrungen, dringend erforderte.
Auch der Mangel an Ausbildungsgerät, wie zum Beispiel Gewehren
und Geschützen, machte sich in der ersten JZeit des Krieges unangenehm
bemerkbar. Das Kriegoministerium erfüllte daher trotz anfänglicher
Bedenken Mitte Dezember 1914 den Wunsch des Chefs des General-
stabes des Feldheeres nach Bildung von Infanterie-Rekruten-Depote
binter der Front des Westheeres. Die Bedenken bestanden in der Be-
sorgnis, daß aus diesen Rekruten-Depots neue Formationen gebildet
würden, die nun ihrerseits wieder Ersatz forderten anstatt ihn zu geben.
Dass diese Besorgnis nicht unbegründet gewesen war, zeigten spätere
Erfahrungen.
Die Feldrekruten-Depots haben sich vortrefflich bewährt. Ursprüng-
lich nur für die aktiven Armeekorps des Westens vorgesehen, fanden
sie bei den Reservekorps, Reserve= und Landwehrdivisionen auf beiden
Fronten Einführung. Ihre Stärke war anfangs 2000, später 4000
Mann. Das Auöbildungspersonal stellte die fechtende Truppe. Die
Mannschaften mußten mindesteno eine 4 wöchige Ausbildung in der
Heimat durchgemacht haben.
In Erweiterung dieser Einrichtung entstanden auf dem belgischen
Ubungsplatz Beverloo die „Infanterie-Ersatz-Truppe Beverloo“, auf
entsprechenden östlichen Plätzen die „Infanterie-Ersatztruppe War-
schau“, wo monatlich von jedem stellvertretenden Generalkommando
rund 1000 Infanterie-Rekruten ihre weitere feldmäßige Fortbildung
erfuhren.