Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Das Hindenburg-Programm 07 
1018 wiederhoit wurde. Ich muß das erwähnen, weil vielfach die An- 
sicht verbreitet ist, daß umgekehrt das Kriegsministerium immer mit 
einem baldigen Ende des Krieges gerechnet habe und deshalb in der 
Munitionsbeschaffung zu wenig unternommen habe. Auch dieses ist salsch. 
Dem Kriegsministerium erschien zunächst die Lösung der Arbeiter- 
frage als die schwierigste, weil die Zahl der Wehrpflichtigen ja fest- 
stand, Zuschuß hierzu nicht zu erwarten, der Konflikt mit der Ersatz- 
gestellung für die Front also vorherzusehen war. Die Rohstofffrage war 
zwar nicht gelöst, man hoffte aber, sie durch bessere Ausnutzung der 
vorhandenen Quellen (was wieder Arbeiter kostete), vermehrte Einfuhr, 
Abschluß der zahlreichen Versuche, Sparstoffe durch andere reichlich 
vorhandene zu ersetzen, einer Lösung zuführen zu können. 
Die sichere Grundlage, auf der das Kriegsministerium seine Muni- 
tionssteigerungen bisher aufgebaut hatte, war beim Hindenburg-Pro- 
gramm nicht mehr vorhanden. 
Die Auffassung des K. M. geht aus dem am Schlusse beigefügten 
Schreiben an die Oberste Heeresleitung 1) hervor, dessen Absendung an 
den Generalstabschef unterblieb, weil plötzlich das Kriegsamt geschaffen 
wurde und dieses dem Allg. Kriegsdpt. die Verantwortung für die 
Munitionsergänzung abnahm. Der Inhalt wurde aber dem General 
Ludendorff in Pleß mitgeteilt. 
Heute muß ich bedauern, daß sich das Kriegsministerium mit Be- 
kanntgabe seiner Bedenken an die O.,H.L. begnügt hat, anstatt das Pro- 
gramm abzulehnen und auch weiterhin seinen eigenen Weg zu suchen. 
Für die Beschaffung von Waffen und Munition wurde das 
Waffen= und Munitionsbeschaffungsamt (Wumba) gebildet, das später 
ein Teil des Kriegsamts wurde. Im Wumba wurde die Beschaffung 
zwar nicht des gesamten Heeresgeräts vereinigt, aber eines grossen Teils, 
vor allem aller Waffen und Munition. Diese Vereinigung war 
zweckmäßig, um die Konkurrenz der Beschaffungsstellen unter sich aus- 
zuschalten und eine bessere Bewirtschaftung der Rohstoffe zu ermöglichen. 
Es wäre besser gewesen, wenn das Kriegsministerium diese Vereinigung 
schon früher vorgenommen hätte. 
Die Ausarbeitung des Hindenburg-Programms, die über den Roh- 
stoffbedarf, Neubau von Fabriken, Maschinen, Aufschluß brachte, machte 
es dem Allgemeinen Kriegsdepartement klar, daß die Ausführung des 
1) Siehe Anlage 2. 
Wrisberg, Wehr und Waffen 7
	        
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