Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Pioniergerãt 101 
Belagerungstrains. Diese enthielten für die dem Stellungskrieg ähn- 
lichen Angriffsarbeiten gegen die ständige feindliche Landesbefestigung 
das erforderliche Gerät, das aber nur für einige Divisionen ausreichte, 
denen gerade der Angriff auf eine Festung zufiel. 
Als im Herbst 1014 das ganze Feldheer sich in ausgedehnten 
Linien eingrub, entstand plötzlich ein ungeheuerer Bedarf an Schanz- 
zeug, Werkzeug und Baustoffen der verschiedensten Art, wie sie für 
die Anlage, die dauernde, auch wohnliche Benutzung und die Ver- 
teidigung der Stellungen notwendig waren. Für diesen gesamten Bedarf 
bürgerte sich der Ausdruck „Pioniergerät“ ein. 
Die Herbeischaffung des für das ganze Heer benötigten „Pionier= 
geräts für Stellungsbau“ fiel den Pionierstäben zu, die den Kommando- 
stellen zugeteilt waren, eine Aufgabe, der sie sich sogleich mit Tatkraft 
und Umsicht annahmen. 
Zunächst wurde im besetzten feindlichen Gebiet beigetrieben. Die 
feindlichen Industriebetriebe wurden, soweit irgend möglich, zu diesem 
Zweck wieder in Gang gebracht; aus den eigenen und eroberten Festungen 
wurden die Bestände, die diese für die Armierung und Verteidigung 
lagern hatten, herangeholt. Alles das konnte nicht einmal den ersten 
Bedarf decken und reichte nicht entfernt für mehrere Monate oder gar 
Jahre. " 
Deshalb wurde vom K.M. im Herbst 1914 in Köln, Mainz und 
Berlin je ein Pionier-Heerespark errichtet, in denen große Mengen 
Pioniergerät eingelagert wurden und bei denen die Armeen anfordern 
konnten. Im späteren Verlauf des Krieges wurde 1917 für den Nach- 
schub zu den Kriegsschauplätzen in Italien und den Balkanländern der 
bayerische Pionier-Heerespark Mühldorf geschaffen. Zur Entlastung der 
Berliner Bahnanlagen wurde Ende 10917 begonnen, den dortigen Heeres- 
park nach Danzig zu verlegen. 
Außer vielen anderen Gegenständen handelte es sich in erster Linie 
um Schanzzeug, Werkzeug, Sandsäcke, Miniergerät, Sprengmittel, 
Zement und Gerät für Betonarbeiten, Wellblech, Baueisen, Hindernis- 
draht, Leuchtpistolen, Leucht= und Signalmunition, stählerne Schutz- 
schilde und Holz. An Spaten z. B. wurden bis Mitte 1918 etwa 10 Mil- 
lionen Stück gebraucht. Die Pionier-Heeresparks erhielten die Aufgabe, 
festgesetzte Vorräte ständig bereit zu halten und auf kürzestem Wege in 
den drei großen Industriezentren, in denen sie lagen, selbst zu be-
	        
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