Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Versammlungsrecht 131 
Sicherheit gestört und die Kriegswirtschaft geschädigt wurde, wie es 
leider z. B. durch die Streiks der Bergarbeiter eingetreten war. 
Lohnstreitigkeiten zum Austrag zu bringen, bot das Hilfsdienst- 
gesetz die nötige Handhabe. Streiks deswegen anzuzetteln, mußte in 
einer Zeit, wo es darauf ankam, die ganze Kraft der Nation in den 
Dienst des Vaterlandes zu stellen, als ein in hohem Maße verwerf- 
liches Mittel bezeichnet werden. Vielfach wurden Streiks in geradezu 
frivoler Weise veranstaltet, z. B. wegen Mangel an Stiefeln. 
Zugegeben muß andererseits werden, daß manche Ungerechtigkeiten 
und Härten vorgekommen sind. Sie waren meist auf Verständnislosig- 
keit und Ungeschicklichkeit unterer Lokalbehörden zurückzuführen. In 
solchen Fällen wurde vom Obermilitärbefehlshaber sofort eingegriffen. 
Sehr häufig stellten sich aber Ubertreibungen und falsche An- 
schauungen heraus, die zurückgewiesen werden mußten. Parteipolitische 
Gründe und Machenschaften spielten oft eine große Rolle. 
Die stellvertretenden Generalkommandos haben sich auch auf 
diesem Gebiet redliche Mühe gegeben, die Notwendigkeit unbequemer 
Maßnahmen mit der oft wünschenswerten Nachsicht in Einklang zu 
bringen. 
Der Machtbereich der stello. Kommandierenden Generäle war 
naturgemäß gegenüber den Verhältnissen des Friedens erheblich er- 
weitert. Das Gesetz über den Belagerungszustand gab ihnen eine außer- 
ordentliche, in alle Gebiete des Wirtschaftslebens ihres Korpsbezirkes 
eingreifende Befehlsgewalt. 
Sie sahen sich vor Aufgaben gestellt, die ihnen zunächst voll- 
kommen fremd waren. Neben den wirtschaftlichen Maßnahmen hatten 
sie die Zensur auszuüben. Wenn auch mancherorts Mißgriffe vorkamen, 
so wurde an anderen Stellen Gutes geleistet, so z. B. in den leider 
notwendig werdenden Verboten für die schwere Zeit nicht passender 
Bühnenstücke, in den Erlassen gegen das Schundschriftentum und gegen 
die Verwahrlosung der Jugend überhaupt. Auch der seinerzeit — na- 
mentlich von sozialistischer Seite — viel angefeindete Zwangssparerlaß 
gehört hierher, über dessen hohen Wert jetzt wohl nur eine Stimme 
herrscht. 
Jedenfalls haben die Kommandierenden Generäle, denen doch 
außer ihren innerpolitischen und wirtschaftlichen Aufgaben als vornehmste 
Sorge die Aufbringung und Ausbildung des Heeresersatzes oblag, in 
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