Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Das Kriegsamt 143 
großen Fehler; man schuf einen gewaltigen Apparat, der zunächst 
Tausende von Menschen produktiver Tätigkeit entzog und Jahre brauchte, 
um sich einzulaufen. Der Rachfolger des Generals Gröner, General 
Scheüch, hat dies auch sofort erkannt und alle Hebel in Bewegung 
gesetzt, um den Apparat zu verkleinern, und zu vereinfachen, aber so 
etwas ließ sich nicht von heute zu morgen erreichen. 
Dieser „Wasserkopf“ fing an zu arbeiten, um das Hindenburg- 
Programm zu erfüllen. Sehr bald sah man ein, daß es unmöglich 
war, den gigantischen Plan durchzuführen. Man fing an, ihn zu ver- 
kleinern; man mußte dies tun — dazu zwang die wirtschaftliche Lage 
— bie man mit einigen Ausnahmen, so zum Beispiel M. G., auf die 
Ziele des Allgemeinen Kriegsdepartements kam. Und wel- 
chen Schaden hatte man angestiftet! Die Kohle fehlte, die Eisenbahnen 
waren in Unordnung, das Heer durch Herausziehen von vielen Zehntau- 
senden von Arbeitern geschwächt und später dadurch verdorben und 
endlich unsere finanzielle Kraft über Gebühr in Anspruch genommen. Ein 
Wort vorher an das K.M. und alles dieses konnte vermieden werden. 
Man hatte auch hier die deutsche Volks= und Wirtschaftskraft 
überschätzt. 
Als die Leistungen sich gegen den bisherigen Zustand nicht hoben, 
sogar zurückgingen, wurde der Fehler, der gemacht war, erkannt. Ein 
Zurück gab es nicht. Man entschloß sich, an Stelle des Generals 
Gröner den General Scheüch zu setzen. Sein Mühen richtete sich 
zunächst darauf, die durch das Dazwischentreten des sogenannten Kriegs- 
amt-Stabes stark beengte Selbständigkeit und Verantwortlichkeit der 
Departements und Abteilungen wiederherzustellen, die beeinträchtigte 
Arbeitsfreude zu beleben und so die Grundlage für ein ersprießliches 
Wirken der sachkundigen, bewährten Referenten und Chefs zu er- 
neuern. Da aber die Berater des ersten Generalquartiermeisters den 
Verhältnissen in der Heimat immer gleich fremd blieben, hat es auch 
General Scheüch nicht vermocht, die O. H.. stets zufriedenzustellen. 
Mit der Schaffung des Kriegsamtes fiel auch für die Mannschafts- 
ersatzgestellung der alte Grundsatz, nach dem bisher das Departement 
gearbeitet hatte. An seine Stelle trat der ihm direkt entgegenstehende; 
nunmehr hieß es: Wieviel müssen die Lieferanten haben (nämlich 
an Menschen), mit wie wenig kommt das Heer aus7 
Ich habe stets mit aller Tatkraft darauf hinzuwirken versucht,
	        
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