144 Zehntes Kapitel
daß die Ersatz fordernde Stelle von der gebenden nicht getrennt werden
dürfe und bei A. D. bleiben müsse. Durch die befohlene Trennung
wurde die Ersatzfrage zu ungunsten des Heeres entschieden.
Es war in hohem Grade schädlich, daß manche Kreise der Indu-
strie trotz wiederholter Warnungen von Berlin, anstatt sich an die zu-
ständige Stelle, das K. M., zu wenden, mit dem · Gr. H. Qu. direkt
verkehrten. Daraus mußten Friktionen entstehen. Bezeichnend ist die
Besprechung der Herren Duisberg und Krupp im Gr. H. Qu.1) Diese-
Herren hatten ganz vergessen, daß die Verkehrseinrichtungen nicht ihre
Forderungen erfüllen konnten und die nötige Kohle fehlte, daß daher
ein solches Programm z. Zt. nur schaden, und seine Verwirklichung
erst nach Jahren erreicht werden konnte.
Dazu kam, daß die Bearbeiter im Gr. H. Qu. kein klares Bild
über die Munitionslage zu haben schienen. Nach der vom Chef des
Munitionswesens im Gr. H. Qu. monatlich eingereichten Ubersicht konnte
der Bedarf des Heeres voll gedeckt werden. Als ich darauf hinwies,
wurde die Ubersicht als unzutreffend bezeichnet.
Ich muß die Richtigkeit dieser Behauptung bei der Genauigkeit,
mit der bei jener Stelle stets gearbeitet worden war, bezweifeln. Als
auf meine Veranlassung Offiziere zu den Armeen gesandt wurden, um
festzustellen, was an Munition tatsächlich vorhanden war, ergaben sich die
merkwürdigsten JZahlen, die nicht gerade Mangel an Munition zeigten.
Aus den mir vorliegenden Ubersichten über die vorhandenen
Munitionsbestände und den Verbrauch geht klar hervor, daß seit Über-
nahme des Kommandos durch die neue O.H. L der Verbrauch an
Munition wesentlich geringer war als der Nachschub, und daß die Be-
hauptung, zu Anfang 1917 habe der Kampf nur wegen Munitions-
mangel hinausgeschoben werden müssen, nicht stichhaltig ist 2).
Wie mit Munition war das Heer auch mit Kriegsgerät genügend,
ja sogar auf manchem Gebiet gut versorgt. Das beweisen die Nach-
weisungen. «
Wenn also der Vorwurf, wie geschehen, erhoben wird, die Heeres-
verwaltung habe bis zum Herbst 1916 „Versäumnisse“ begangen,
die nun durch das Eingreifen der O. H. L. nicht mehr hätten gut ge-
macht werden können, so muß ich dies als falsch zurückweisen.
1) S. Ludendorff I, S. 216.
2) Vgl. auch S. 90.