14.
Gaskampfwesen
Ein vielumfassendes Genie zeichnet sich
durch kühne Unternehmungen aus, die ohne
Beispiel sind, es überläßt die kleinen Gewissens-
bisse den alten Weibern und geht gerade auf
sein Ziel los, ohne sich um die Mittel zu
kümmern, die dahin führen.
Friedrich der Große
Es ist bekannt, daß in den letzten Jahren des Weltkrieges die
Großkämpfe durch gewaltige, zusammengefaßte Artilleriefeuerschläge
eingeleitet wurden. Hierbei spielte die Massenverwendung von Gas-
munition eine teilweise ausschlaggebende Rolle. Den Männern, die,
dem Beispiel unserer Feinde folgend, dieses Kampfmittel schufen und
ausbauten, seien hier einige Worte gewidmet.
Zu meinem Departement gehörte das Referat „Gaskampfwesen“,
später die „Abteilung (A 10) für Gaskampfwesen“ unter Geh. Rat
Prof. Dr. Haber. Die Vorträge brachten mich häufig mit Männern
der Wissenschaft zusammen, die für sich das Recht in Anspruch nehmen
konnten, die ersten Autoritäten auf diesem neuen Gebiet zu sein.
Auf die einzelnen Leistungen dieser Abteilung einzugehen erübrigt
sich, da sie in anderen Büchern wie z. B. „Technik im Kriege“ bereits
Aufnahme gefunden haben.
Ich kann nur bewundernd feststellen, daß das, was ein Haber, zu-
sammen mit Prof. Just, Dr. Epstein und anderen geleistet haben,
großartig war.
Immer wieder wußten diese Männer neue Gaskampfmittel zu
ersinnen und dadurch den gegenüber unseren Feinden errungenen Vor-
rang festzuhalten.
Dabei war zu beachten, daß ein neuer Gaskampfstoff nicht früher
hinausgehen durfte, bevor nicht das entsprechende Abwehrmittel kon-
struiert war. Sonst setzte man sich der Gefahr aus, daß der Gegner
durch Blindgänger oder auf andere Weise hinter das Geheimnis kam
und nun seinerseits unser eigenes Gas gegen uns anwandte. Das