Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Deutsches und französisches Feldgeschütz 13 
(abattage), die beide eine weitere Folgeerscheinung der großen bal- 
listischen Leistung sind, erblickt werden. Für die deutsche Feldkanone 
ließen die taktischen Rücksichten ein so hohes Geschützgewicht und die 
Verzögerung der Feuerbereitschaft und Erschwerung des Zielwechsels 
durch eine Vorrichtung wie die Verankerung nicht zu. Auch in Frankreich 
forderte die Reglement-Kommission schon im Jahre 1912 vom Kriegs- 
minister die Einführung einer leichteren Feldkanone, eine Forderung, 
die von vielen anderen Seiten immer wieder dringend erhoben wurde. 
Durch geringere Radhöhe und größere Länge des Fahrzeuges war auch 
die Fahrbarkeit der französischen Feldkanone schlechter als die der F. K. 
06 n./N. 
Die gute Fahrbarkeit, große Feuerbereitschaft und leichte Beweg- 
lichkeit der F. K. 96 n./A. hat sich in den großen Bewegungskämpfen 
im Westen im Jahre 1914 und bei allen Operationen und Schlachten 
im Osten in hohem Maße bewährt. Die veränderten taktischen Ver- 
hältnisse des Stellungskrieges und der Gaskampf haben, wie schon er- 
wähnt, im Verein mit den im Kriege ungeahnt entwickelten Beobach- 
tungsmitteln und Hilfsmitteln für das Schießen den großen Schuß- 
weiten eine viel größere Bedeutung gegeben, so daß in Zukunft von 
Feldkanonen viel größere Schußweiten — mindestens 12 km — ver- 
langt werden müssen. Zur Erzielung genügender Treffähigkeit auf 
diesen Entfernungen und für den Gaskampf wird auch das Kaliber 
(Geschoßgewicht) gesteigert werden müssen und die Gewichte der Feld- 
kanonen werden dadurch wesentlich höher werden. Das setzt aber voraus, 
daß die Infanterie eine eigene leichte Begleitartillerie (Infanteriege- 
schütze) erhält. Wie ausschlaggebend die Beweglichkeit der Feldkanone 
im Bewegungskrieg war, zeigte sich bei den Offensiven im Jahre 1918. 
Eine große Jahl von Batterien, die bereits die Feldkanone 16 erhalten 
hatten, mußten wieder mit F.K. 96 n./A. umbewaffnet, die Fertigung 
dieses Geschützes sogar wieder aufgenommen werden, um der Infan- 
terie im Angriff und im Bewegungskampf die rechtzeitige Unterstützung 
auch an Artillerie sichern zu können. « 
Weitere Verschiedenheiten in der Konstruktion beider Geschütze 
wiesen auf: der Verschluß, die Rohrrücklaufbremse, die Richteinrich- 
tungen und Richtmittel, der Schildschutz. Während die F.K. 96 n./A. 
einen Flachkeilverschluß hat, besitzt die franz. Feldkanone einen Schrau- 
benverschluß. Sie sind als annähernd gleichwertig zu betrachten.
	        
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