278 Zweites Kapitel
Neben diesen eigenen Kontrollmaßnahmen wurden von dem K. M.
auch von den neutralen Ländern Sicherungen fuͤr den Verbleib deutscher
kriegswichtiger Waren in ihnen verlangt und meist auch erreicht. Auch
hier ging uns mit nachahmenswertem Beispiel England voran, das
durch den früheren Frankfurter Juden Oppenheimer in der Schweiz
und Holland großzügige und sicher arbeitende einheimische Organisa-
tionen unter Drohung rücksichtsloser Einfuhrsperre durchsetzte und so
unseren Handel mit diesen Ländern lückenlos kontrollierte.
In der Schweiz gelang es dem Vertreter des K. M., im Mai 1915
eine der englischen Einrichtung ähnelnde schweizerische Stelle für die Ver-
bleibskontrolle deutscher und österreichisch-ungarischer Waren zu schaf-
fen. Ihre Betätigung zeigte manche Mißstände, die es erst 1918 völlig
zu beseitigen gelang.
In Holland überliess die Regierung den deutschen Stellen die
Kontrolle des Verbleibs deutscher Waren. Sie wurde für die wichtig-
sten Warengruppen unter Aufsicht des Vertreters des K. M. durch die
deutschen Interessentenverbände durchgeführt. Hierdurch wurde ver-
bindert, daß deutsches Eisen, Holz, Kohle, Maschinen, Salz u. a. für
Schiffsbau und Lebensmittelversorgung im englischen Interesse, deutsches
Papier für die für England arbeitende Hetzpresse verwendet wurde.
In Dänemark übernahmen die beiden großen Verbände des Groß-
handels und der Industrie unbedingke Gewähr für den Verbleib aller
an sie adressierten Waren im Lande und führten diese, soweit sich
feststellen ließ, auch ordnungsgemäß durch. Hier wie in Holland er-
folgte eine Belieferung mit Schiffsbaumaterial nur bei Eingang der
Verpflichtung des Auflegens der aus ihm gebauten Schiffe während
des Krieges.
In Norwegen übernahm die Verbleibsgewähr die Negierung. die
alle von den feindlichen Mächten stammenden Waren mit einem Aus-
fuhrverbot belegte und Vergehen gegen diese bestrafte. Die Nachprüfung
der Betätigung dieser Maßnahmen stieß auf die Widerstände gesetzlicher
Bestimmungen und der deutschfeindlichen Gesinnung der Bevölkerung,
während die zahllosen englischen Agenten ungehindert schalten und
walten konnten. Die wachsende politische und wirtschaftliche Hinneigung
des Landes zu England schränkte unsere Ausfuhr dorthin immer mehr ein.
Auch in Schweden erfolgte die Verpflichtung und Kontrolle des
Verbleibs und der Verwendung der Waren im Lande durch staatliche