Rohstoffe für Geschosse und Zünder 23
und Zünder, die Graugußgranaten und der Kanonen- und Haubitz-
zünder 14 vorbereitet worden. Ihre Wirkung war natürlich gering.
Das K.M. bemühte sich, baldigst wirksamere für die Massenfertigung
geeignete Geschosse an ihre Stelle treten zu lassen. Die Massenfertigung
von Preßgeschossen setzte das Vorhandensein der erforderlichen Ge-
schobpressen voraus. Da sie fehlten, mußten zunächst noch Gußge-
schosse verwendet werden. Es gelang bald die Konstruktion einer brauch-
baren Stahlgußgranate, die eine wesentlich bessere Wirkung hatte als
die Graugußgeschosse. Im Juli 1915 konnte die Kanonengranate 15
und die Haubitzgranate 15, beide aus Thomasstahlguß, eingeführt wer-
den. Erst nach und nach konnten dann die Gußstahlgranaten durch
solche aus Preßstahl ersetzt werden, nachdem die erforderlichen Pressen
beschafft waren.
2. Die Rohstoffe. Zu Beginn des Krieges war die Erzeugung
von Thomas= und Siemens-Martinstahl, Tiegel= und Elektrostahl in
Deutschland nicht ausreichend, um neben den zahlreichen Waffen usw.,
bei denen diese Stahlarten unentbehrlich waren, auch die gesamte Muni-
tion mit hochwertigem Stahl fertigen zu können. Die Steigerung der
Erzeugung für den Gesamtbedarf gelang erst nach und nach. Andere
Rohstoffe, wie z. B. Kupfer und Messing für die Führungsbänder und
für die Zünderteile und Kartuschhülsen, die Ausgangsstoffe für Pulver
und Sprengstoffe, wurden bald knapp, stellenweise trat völliger Mangel
ein, während der Munitionsbedarf ebenso wie der an Waffen und
Gerät immer weiter anstieg. Durch Anderungen der Geschoßhüllen
und der Zünderkonstruktionen, der Führungsbänder, der Hülsen usw.,
mußte dem Rechnung getragen werden. Gelang es verhältnismäßig
schnell, den Werkstoff der Zünderteile zu ändern —nach und nach blieben
hierfür nur Eisen und Zink übrig —, so war die Schaffung von
neuen Sprengstoffen und Pulver wesentlich schwieriger. Am wenigsten
gelingen wollte der Ersatz der Messinghülsen durch Eisenhülsen, die
außerordentlich große Fertigungsschwierigkeiten machten. Im allgemeinen
brachte jeder Ersatzstoff und jede Ersatzkonstruktion eine Erschwerung
der Fertigung, abgesehen von der Beeinträchtigung der Massenfertigung
durch die Umstellungen im Betrieb. Außerdem wurde natürlich durch
die Ersatzstoffe die Wirkung mehr oder minder beeinträchtigt, wodurch
wieder der Verbrauch steigen mußte, also hinsichtlich der Rohstoffe un-
wirtschaftlich verfahren werden mußte.