Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Rohstoffe für Geschosse und Zünder 23 
und Zünder, die Graugußgranaten und der Kanonen- und Haubitz- 
zünder 14 vorbereitet worden. Ihre Wirkung war natürlich gering. 
Das K.M. bemühte sich, baldigst wirksamere für die Massenfertigung 
geeignete Geschosse an ihre Stelle treten zu lassen. Die Massenfertigung 
von Preßgeschossen setzte das Vorhandensein der erforderlichen Ge- 
schobpressen voraus. Da sie fehlten, mußten zunächst noch Gußge- 
schosse verwendet werden. Es gelang bald die Konstruktion einer brauch- 
baren Stahlgußgranate, die eine wesentlich bessere Wirkung hatte als 
die Graugußgeschosse. Im Juli 1915 konnte die Kanonengranate 15 
und die Haubitzgranate 15, beide aus Thomasstahlguß, eingeführt wer- 
den. Erst nach und nach konnten dann die Gußstahlgranaten durch 
solche aus Preßstahl ersetzt werden, nachdem die erforderlichen Pressen 
beschafft waren. 
2. Die Rohstoffe. Zu Beginn des Krieges war die Erzeugung 
von Thomas= und Siemens-Martinstahl, Tiegel= und Elektrostahl in 
Deutschland nicht ausreichend, um neben den zahlreichen Waffen usw., 
bei denen diese Stahlarten unentbehrlich waren, auch die gesamte Muni- 
tion mit hochwertigem Stahl fertigen zu können. Die Steigerung der 
Erzeugung für den Gesamtbedarf gelang erst nach und nach. Andere 
Rohstoffe, wie z. B. Kupfer und Messing für die Führungsbänder und 
für die Zünderteile und Kartuschhülsen, die Ausgangsstoffe für Pulver 
und Sprengstoffe, wurden bald knapp, stellenweise trat völliger Mangel 
ein, während der Munitionsbedarf ebenso wie der an Waffen und 
Gerät immer weiter anstieg. Durch Anderungen der Geschoßhüllen 
und der Zünderkonstruktionen, der Führungsbänder, der Hülsen usw., 
mußte dem Rechnung getragen werden. Gelang es verhältnismäßig 
schnell, den Werkstoff der Zünderteile zu ändern —nach und nach blieben 
hierfür nur Eisen und Zink übrig —, so war die Schaffung von 
neuen Sprengstoffen und Pulver wesentlich schwieriger. Am wenigsten 
gelingen wollte der Ersatz der Messinghülsen durch Eisenhülsen, die 
außerordentlich große Fertigungsschwierigkeiten machten. Im allgemeinen 
brachte jeder Ersatzstoff und jede Ersatzkonstruktion eine Erschwerung 
der Fertigung, abgesehen von der Beeinträchtigung der Massenfertigung 
durch die Umstellungen im Betrieb. Außerdem wurde natürlich durch 
die Ersatzstoffe die Wirkung mehr oder minder beeinträchtigt, wodurch 
wieder der Verbrauch steigen mußte, also hinsichtlich der Rohstoffe un- 
wirtschaftlich verfahren werden mußte.
	        
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