Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Zünderkonstruktionen 27 
einen Aufschlagzünder mit einer dem Gr.-Bz. gleichwertigen Wirkung, 
Beseitigung der Rohrdetonierer und nach Zeitzündern für große Schuß- 
weiten, die von den atmosphärischen Verhältnissen möglichst unabhängig 
sein sollten, bedingt. Gutes Satzringpulver für Brennzünder konnte bei 
den Rohstoff= und Fertigungsverhältnissen im Kriege nur im beschränkten 
Umfanze hergestellt werden. Mit der Verschlechterung des Satzringpulvers 
wuchsen die Brennzünderstreuungen. Ein wirkungsvolles Granat-Brenn- 
zünderschießen wurde hierdurch sehr erschwert. Es kam hinzu, daß bei 
Munition, die lange an der Front in den Stellungen lagerte, die Abdich- 
tungen und damit das Satzringpulver oft beschädigt oder zerstört wurden 
und die jungen Batterieführer auch das Brennzünderschießen nicht genü- 
gend beherrschten. Nicht immer war auch die erforderliche gute Beobach- 
tungsmöglichkeit für sorgfältiges Regeln der Sprenghöhen vorhanden. 
Zunächst wurde versucht, den Gr.-Bz. da, wo er nicht unbedingt 
notwendig war, wie beim Schießen gegen Luftziele, durch einen Auf- 
schlagzünder mit Verzögerung zu ersetzen. Die Wirkung des Az. m. V. 
war der des Brennzünders gleich: das Geschoß detonierte kurz nach 
dem Abprallen in geringer Höhe über dem Boden. Wo das Gelände 
für das Abprallerschießen geeignet war, war der Az. m. V. außerordent- 
lich wirksam. Der Nachteil war aber eben diese Abhängigkeit vom 
Gelände. . 
Im Frühjahr 1916 veranlaßte das K. M. daher die Konstruktion 
einfacher für die Massenfertigung geeigneter empfindlicher Zünder. 
Ahnliche Zünder hatten die Franzosen im Laufe des Krieges schon ein- 
geführt, wahrscheinlich, weil auch bei ihnen die Aufschlagzündung mit 
kleiner Verzögerung nicht mehr genügte, als die Granate im Stellungs- 
krieg zum Hauptkampfgeschoß gegen lebende Ziele geworden war. Die 
Granate mit gewöhnlichem Aufschlagzünder wühlt sich in den Boden 
ein und ein großer Teil der Sprengstücke wird vom Boden verschluckt. 
Der gewöhnliche Aufschlagzünder eignet sich daher sehr gut zum Zer- 
stören festen Materials (z. B. Geschütze, M.G., Munitionsstapel) und 
von widerstandsfähigen Zielen, nicht aber zur Bekämpfung lebender 
Ziele in breiter oder tiefer Ausdehnung. Der empfindliche Zünder bewirkt 
dagegen die Detonation des Geschosses im Augenblick, in dem die Ge- 
schoßspitze den Boden berührt. Die Sprengstücke werden fast alle 
über dem Boden weggeschleudert, die Masse in seitlicher Richtung. Daher 
ist dieser Zünder gegen die meist breiten Linien lebender Ziele — sei es
	        
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