Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

Nachschub 57 
Geschützzahl auf nur 3, bei Umbewaffnung mit den (ausschließlich mit 
Kraftzug bespannten) 15 em-K. 16 auf nur zwei Geschütze. Manche Bat- 
terien bekamen sogar nur je ein weittragendes Flachfeuergeschütz von 
17 em Kaliber und darüber auf Eisenbahnwagen. Trotz dieser Ver- 
minderung der Geschützzahlen ist die Feuerkraft und Güte der deutschen 
schweren Artillerie ständig im Wachsen geblieben, und zwar bis etwa 
zum 8. August 1918, dem Tag der Niederlage der 2. Armee; selbst der 
feindliche Einbruch auf der Linie Soissons, Chateau-Thierry und der Rück- 
zug von der Marne zur Vesle und Aisne hatte das noch nicht ge- 
ändert. So entsteht eine Verminderung der älteren deutschen Ge- 
schütze auf 1835 zum Schluß der Flandernschlacht, auf rund 1400 
zu Beginn der großen Schlacht in Frankreich, ein Sinken der Beute- 
geschütze auf rund 900 und 700, ein Steigen der neuen deutschen Ge- 
schütze auf über 3600 und fast 4100 zu den gleichen Zeitpunkten. 
Erst vom August 1918 ab mehrten sich vor allem die Jahlen der Ge- 
schützverluste an den Feind so, daß bei längerer Dauer vielleicht wieder 
ältere Geschütze in größerer Zahl hätten an die Front gegeben werden 
müssen. Das eigentlich Entscheidende waren aber die Verluste an Mann- 
schaft und Pferden; manche Batterien waren so schwach, daß eine Aus- 
stattung mit mehr als drei oder gar zwei Geschützen nicht möglich war, 
sie mußten aufgelöst werden. Sonst war gerade zu jener Zeit die Um- 
bewaffnung der wenigen Batterien, die noch älteres Gerät führten, mit 
neuen Geschützen im allerbesten Zuge; auch eine Anzahl vortrefflicher, 
neuzeitiger englischer und französischer Geschütze, die wir im Frühjahr 
erbeutet hatten, war inzwischen in die Front eingestellt worden und diente 
dazu, die gleichfalls erbeutete entsprechende Munition nutzbringend zu 
verwerten. 
Die zur Erfüllung der Waffenstillstandsbedingungen abzugebenden 
2500 schweren Geschütze wollte das Feldheer stellen, da ihm der Aus- 
fall dieser Geschütze den so überaus schwierigen Rückzug hinter den 
Rhein wesentlich erleichtern konnte. Das Feldheer wollte dabei vor allem 
die unbespannten Geschütze abstoßen. Leider stellten sich an vielen 
Orten bei der Ubergabe Schwierigkeiten heraus. Alle nicht ordnungs- 
mäßig übergebenen Geschütze und an manchen Stellen wohl überhaupt 
die älteren Geschütze rechnete der Feind nicht als „übergeben“, sondern 
als „erbeutet“. Jedenfalls wurden wir beschuldigt, über 700 schwere 
Geschütze nicht abgeliefert zu haben. Wir mußten vom Dezember 1018
	        
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