58 Drittes Kapitel
bis Februar 1919 diese und zur Strafe noch 100 weitere schwere Ge-
schütze nachliefern. Diese wurden den Beständen der Heimat ent-
nommen, da um jene Zeit das Feldheer auf Befehl der vor ihm in
heller Angst befindlichen Regierung in voller Auflösung begriffen war
und keine nennenswerten Mengen an Geschützen bei ihm greifbar waren.
Von den nicht ganz 2000 Geschützen, mit denen die deutsche schwere
Artillerie ausrückte, waren 1368 schwere Feldhaubitzen verschiedener Art,
also mittleres Steilfeuer, 216 Mörser (21 cm), also schweres Steilfeuer
und 21 schwerste Steilfeuergeschütze mit 28, 30, 42 cm Rohrweite, ins-
gesamt 1605 = 5/5 der Gesamtzahl Steilfeuergeschütze. An mittleren
Flachfeuergeschützen (10 cmu) besaßen wir nur 102, an schweren (da-
mals nur 13 cm), nur 40, an schwersten (17 cm und darüber) nichts.
Allerdings bestand die sehr bald und allmählich fast restlos ins Feld ge-
brachte Bestückung unserer heimischen Festungen vorwiegend aus Flach-
feuergeschützen mittlerer und schwerer Art. Leider erreichten viel, weil
veraltet, die Schußweite der Steilfeuergeschütze gleicher Rohrweite nur
knapp oder überhaupt nicht. Freudig wurde es an der Front begrüßt,
daß die Beutegeschütze aus den feindlichen Festungen in der Haupt-
sache dem Flachfeuer angehörten und sogar vielfach unsere entsprechenden
Geschütze an Schußweite etwas übertrafen, wenn sie dafür auch schwerer
waren. Leider war die Beute, vor allem die zahlenmäßig am meisten
ins Gewicht fallende russische, auch meist älterer Bauart; zudem stellte
sich heraus, daß viele Geschütze ihre höchsten Schußweiten, die wir
so sehr begrüßt hatten, nur bei Anwendung von Ausnahmeladungen
erzielten, unter denen sie alsbald zusammenbrachen. Da war die Aus-
hülfe besser, die unsere Marine gab. Von den Schiffen, deren Un-
terwasserschutz den Anforderungen des Krieges nicht mehr entsprach,
wurden vom Frühjahr 1915 ab hochwertige, weit schießende schwere
15 cm= und schwerste (17-, 21-, 24-, 28-, 35= und 38 cm)-Rchre zur
Verfügung gestellt. Die 15 und 17 cm-Rohre kamen in einfache, schnell
herstellbare, wenn auch recht schwere Radlafetten. Die 15 cm-Geschütze
erhielten anfangs Pferde-, später Kraftzug; die 17 cm-Rohre mit La-
fette kamen auf Eisenbahnwagen, die 21 und 24 cm-Rohre wurden von
vornherein auf Eisenbahnwagen gelagert, die noch schwereren fest ein-
gebaut. Damit war vorläufig ein zwar nicht sehr starkes, aber sehr gut
und weitschießendes schweres und schwerstes Flachfeuer geschaffen. Es
half über die Zeit hinweg, die nötig war, um die im Frühjahr 1916