Full text: Erinnerungen an die Kriegsjahre im Königlich Preußischen Kriegsministerium. Dritter Band. Wehr und Waffen 1914-1918. (3)

62 Drittes Kapitel 
C. Die Munition 
Die vor dem Kriege eingeführte Munition hat im Bewegungs= und 
Belagerungskriege mit wenigen Ausnahmen den Erwartungen an Wir- 
kung und Handhabungs= und Schußsicherheit voll entsprochen. Die 
schwere Artillerie brachte entscheidende Wirkung und wurde deshalb 
sprunghaft vermehrt. Unerwartete Enttäuschung bereiteten nur die Gra- 
naten der 10 cm= und 13 cm-Kanonen, die zahlreiche Rohrdetonierer 
ergaben. Ungenügende Zuteilung dieser Munition an die Truppe für die 
jährlichen Schießübungen vor dem Kriege hatte die Fehler nicht offen- 
bar werden lassen. 
Die Munitionsausrüstung war sehr einfach. 10 und 13 cm-Ka- 
nonen waren mit einer Granat= und einer Schrapnellart ausgestattet, 
15 cm-Haubitzen und 21 cm-Mörser mit einer aufzubrauchenden Gra- 
nate älterer Konstruktion und einer neuerer Konstruktion. Neugefertigt 
wurde auch für 15 cm-H., und 21 cm-Mrs. nur eine Geschoßart, 
von denen die für 21 cm-Mrs. nur auf die Bekämpfung widerstands- 
fähiger Ziele hin konstruiert war. 
Als Sprengladung fand nur noch das Trinitrotoluol (Fz. 02) in 
Form fertiggegossener Körper Verwendung, die in die mit abschraub- 
barem Boden versehenen Granaten eingesetzt wurden. 
Die auf Splitterwirkung konstruierten Granaten hatten einen Kopf- 
zünder, der je nach Einstellung im Aufschlag ohne oder mit Verzöge- 
rung zur Wirkung kam, die gegen widerstandsfähige Ziele bestimmten 
21 cm-Gr. 96 n./A. einen Bodenzünder, der eine Einstellung auf Zün- 
dung ohne Verzögerung oder zwei verschieden lange Verzögerungen ge- 
stattete. Eine kleine Zahl noch vorhandener Zünder älterer Konstruk- 
tionen wurde zu Beginn des Krieges aufgebraucht. Die Schrapnells 
waren mit einem Brennzünder versehen, der aber nicht bis zur größten 
Schußweite der Geschütze reichte. 
Das Pulver war der Eigenart jedes Geschützes angepaßt, um 
unter möglichst geringer Beanspruchung von Geschütz und Geschoß 
eine möglichst große Leistung herauszuholen. 
Die mit Recht angestrebte Einfachheit der Munitionsausstattung 
ging im Kriege schnell verloren. Munitionsmangel, Rohstoffmangel, 
besondere Forderungen des Stellungskrieges, Wünsche der Truppe führ- 
ten ebenso wie bei der leichten Artillerie zu einer laufenden Veränderung
	        
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