Schieken. 123
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Die Ansbildnung im Schießen sol den Insfanteristen zur sicheren Be-
herrschung der Schußwaste in allen Gesechtslatzen, die Truppe zur vollen Er.
füllung aller Aufgaben des Fenerkampfes in der Hand ihrer Führer befählgen.
I. Schießlehre.
1. Vorgang in der Wasse heim Schuß.
Wenn man eine scharfe Patrone in das Gewehr ladet und es abdrückt,
so entzündet sich durch das Vorschnellen des Schlagbolzens das Zündhütchen.
Das Feuer des letztern teill sich dem Pulver mit und bringt es zum Ver-
brennen. Hierbei löst sich das Pulver in Gafe auf, welche die Eigen-
schaft haben, sich auszudehnen. Da nun das Gewehr mit Ausnahme der
Laufmündung au| allen Seiten geschlossen ist, so treiben die Gase das nur
lose in der Patronenhülse sitzende Geschoß mit großer Kraft durch den Lauf
hindurch in die Luft.
2. Gestaltung der Geschoßbahn.
Der vom Geschoß in der Lust zurückgelegte Weg wird Geschoßbahn
genannt.
Wirkten allein die Pulvergase auf das Geschoß ein, so würde sich
dasfelbe in gerader Linie, gleichmäßig und unaufhörlich in der Richtung
der verlängerten Seelenachse vorwärts bewegen. Alsdann wäre das
Schießen sehr leicht, denn man brauchte auf allen Entfernungen das Ge-
wehr nur auf den Punkt zu richten, den man treffen wollte.
Es treten aber dem Fluge des Geschofses zwei Naturkräfte entgegen
und verändern seine gerade Ncchtung:
a) Die Schwerkrast — Anziehungskraft der Erde —. Sie zieht
das Geschoß nach unten aus seiner Bahn; es fällt. Anfangs ganz unbe-
deutend, wird das Fallen um so stärker, je länger es dauert.
b) Der Widerstand der LZuft, welchen die Luft jedem Gegenstand
entgegensetzt, der sie durchschneidet. Dieser Widerstand ist um so stärker,
je größer die Geschwindigkeit des sich durch die Luft bewegenden Körpers
ist, z. B. geringen Luftwiverstand verspürt man beim Gehen, starken be-
merkt man auf dem Rade oder in der Eisenbahn fahrend usw.
Wenn nun auch die Pulvergase zuerst sehr mächtig wirken, so bringen
sie doch nur eine einmalige Kraftäußerung hervor, während die Kräfte
a und b dauernd auf den ganzen Geschoßflug einwirken und die Kraft
der Pulvergase zwar allmählich aber sicher zum Unterliegen zwingen.
Hieraus folgt also, daß die Geschoßbahn keine gerade Linie sein kann,
sondern sich nach unten krümmt, und daß die Krümmung dauernd zunimmt,
le mehr eben die Kräfte à und b die Oberhand gewinnen.
3. Visiereinrichtung und Zielen.
MWill man nun in bestimmter Entfernung ein Ziel treffen, so muß
man demnach dem Lauf eine derartige Lage geben, daß die nach vorwärts