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Ed. O. Schulze: Verlauf und Formen der Besiedelung des Landes. 117
abbiegen, bisweilen ganz nach rückwärts sich wendend; bei den Straßen-
dörfern ist dies bei den beiden Dorfausgängen der Fall.
Die Acker flur der flawischen Dörfer setzte sich zusammen aus unregel-
mäßig geformten und planlos liegenden großen und kleinen Blöcken. (Vgl.
Meitzen, Kartenband, Anlage 128). Die Blockform war, wie früher er-
wähnt ist, schon dadurch geboten, daß man mit dem slawischen Hakenpflug
(radllo, uncus) in die Länge und Breite pflügen mußte, um den Boden ge-
nügend zu lockern, während der deutsche Pflug nur längsweise den Boden
durchfurchte und so die Einteilung in lange, relativ schmale Streifen bewirkte.
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Fig. 126. Collmnitz bei Großenhain. (Straßendorf.)
Rundling und Straßendorf werden in der Regel als zwei prinzipiell
verschiedene und als spezifisch slawische Siedelungsformen bezeichnet.
Mir erscheint beides zweifelhaft. Ringartige Dorfanlagen bezw. Um-
hegungen finden wir überall bei nomadisierenden und auch bei schon seßhaften
aber wesentlich noch Viehwirtschaft treibenden Völkerschaften, zum Schutze für
das Vieh wie zur Verteidigung gegen Feinde.)) Bei dem allmählichen Uber-
*) Die Beweise dafür, daß diese Form des vorübergehenden bezw. ständigen Wohnens
sich geradezu aufdrängte zum Schutze des Viehs und zur eigenen Sicherung, ließen sich
häufen. — (Der Ring der Avaren, die Wagenburg der Kimbern und Teutonen, die der
Hussiten und — in neuerer Zeit — der dem fernen Westen Amerikas zuziehenden Siedler.
Der Kral und die Tembe afrikanischer Völkerschaften u. s. w.).