122 Ed. O. Schulze: Verlauf und Formen der Besiedelung des Landes
Völlig geradlinig verlaufende Straßen schließen zwar auch nicht unbe-
dingt aus, daß der betr. Ort in jener frühen Zeit begründet ist. Es kann
wohl nach einer Zerstörung ein Neuaufbau in dieser Weise stattgefunden
haben, und vor allem wird der alte Dorfplan in sehr hohem Grade modifi-
ziert worden sein bei Einführung der fränkischen Hofanlage. Aber im all-
gemeinen wird man in solchen Fällen doch zunächst auf Anlagen der deut-
Kolonisationszeit, unter Nachahmung jener vorgefundenen Form und Weg-
lassung der nicht mehr nötigen, anscheinend unmotivierten Erweiterung
schließen müssen.
Fig. 132. Hohenhaide bei Taucha.
Von all diesen Dorfformen findet sich nun das alte Haufendorf
Eig. 122) anscheinend nur im Westen unsers Gebietes, nach der unteren Saale
zu; und auch hier nur vereinzelt. Seine schon erwähnten Mängel konnten
schwerlich dazu locken, es in die neue Heimat zu übertragen. Uberdies kann
solch regellose Dorflage zwar allmählich entstehen, aber kaum angelegt werden,
besonders dann nicht, wenn planmäßig verfahren wurde, wie bei diesen von
Grundherren und sachkundigen Lokatoren ins Leben gerufenen Dörfern.
Das Straßendorf (Fig. 126) mit breiter, geradliniger Straße (die reich-
lich Platz für den Dorfanger mit Teich u. s. w. ließ), Gehöft an Gehöft gereiht,
hinter ihnen die Gärten, rings mit Graben und Hecke umwehrt, mit Ausgängen
an beiden Seiten (zu denen sich wohl später erst der dritte in der Mitte
gesellte), war ebenso einfach in der Idee, als leicht durchführbar in der