Full text: Sächsische Volkskunde.

Robert Wuttke: Stand und Wachstum. 203 
liche Gegenden, die Höhen von großen Waldmassen bedeckt; Korn und Weizen 
kommen im Hochland nicht mehr fort. Die Natur gewährt nur einer ver- 
hältnismäßig kleinen Bevölkerung Lebensraum. Ganz anders aber das Bild, 
das wir in der Gegenwart sehen. 
Verteilung der Bevölkerung 1885 nach der Höhe der Wohnorte im Erzgebirge: 
Höhe in Metern Bewohner auf 1 cm 
1200—1300 — — 
1100— 1200 15 3,8 
1000—1100 1507 56,4 
900 —1000 6440 52,3 
800— 900 31293 43.7 
700— 800 63 291 92,0 
600— 700 138 534 129,3 
500— 600 172 190 122,8 
400— 500 281 362 191s,5 
300— 400 521 346 489.9 
200— 300 125 .950 — 
Wohl können wir auch hier verfolgen, wie mit der zunehmenden Höhe 
die Dichtigkeit der Bevölkerung zurückgeht, aber welche Menschenmassen finden 
noch ihren Unterhalt im Erzgebirge! In einer Höhe von über 1000 m ist 
die Bevölkerung dichter als in Mecklenburg-Schwerin! Soweit uns genauere 
statistische Angaben vorliegen, giebt es nirgends in derartigen Höhen ähn— 
liche Bevölkerungsmassen. Annaberg kann den Ruhm beanspruchen, die höchst- 
gelegene größere Stadt in Europa zu sein. 
Das große Wachstum hat auch das alte Verhältnis der städtischen zur 
ländlichen Bevölkerung verschoben. Schwer fällt es nachzuweisen, wie groß 
eigentlich die städtische Bevölkerung in Sachsen heute ist. Die neuere Statistik 
ist davon abgegangen, Stadt und Land nach der Gemeindeverfassung zu 
scheiden; sie pflegt alle Orte, gleichgültig, ob es städtische oder ländliche 
Gemeinden sind, „mit über 2000 Einwohnern" als Städte zu bezeichnen. 
Danach ergiebt sich für Sachsen folgendes Bild: von 1000 Einwohnern 
kamen auf die Gemeinden 
mit mehr als mit weniger als 
2000 Einwohnern, 2000 Einwohnern 
1834: 328 672 
1840: 355 645 
1852: 401 599 
1861: 436 564 
1871: 501 499 
1880: 569 431 
1890: 635 365 
1895: 660 340
	        
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