Full text: Sächsische Volkskunde.

216 Robert Wuttke: Die Bevölkerungsgliederung. 
hältnisse mit denen des Deutschen Reichs, so zeigt sich erst, welche Eigen- 
tümlichkeiten Sachsen besitzt. 
Der Frauenüberschuß beträgt in Prozent der Gesamtbevölkerung der 
betreffenden Altersklasse 
Sachsen Deutsches Reich 
0—20 Jahren 1,14% meännlicher Überschuß O,09% 
20—50 „ 2,17, weiblicher » 2,17,, 
50undmehrJahren1,04» » » 7,12» 
In der ersten Altersklasse überwiegt im Deutschen Reich die männliche 
die weibliche Altersklasse, dagegen umgekehrt in Sachsen die weibliche die 
männliche; da das Geschlechtsverhältnis bei der Geburt in beiden Staaten 
fast gleich ist, kann nur eine erhebliche weibliche Einwanderung in Sachsen 
den Überschuß ermöglicht haben. In der zweiten Altersklasse stehen sich beide 
Staaten gleich. In der dritten Altersklasse finden wir wieder erhebliche Unter- 
schiede, der weibliche Überschuß ist im Deutschen Reiche ein überaus großer, 
in Sachsen ein sehr geringer, er fällt sogar unter den Satz der ersten Alters- 
klasse. Es ist zu vermuten, daß in diesem Falle eine weibliche Abwanderung 
den Frauenüberschuß so bedeutend gemindert hat. 
Sehen wir von der Verteilung der Geschlechter auf die einzelnen Alters- 
klassen ab und vergleichen wir die männliche und die weibliche Gesamt- 
bevölkerung, so erhalten wir folgendes Ergebnis: 
Auf 1000 männliche kommen weibliche 1872—1880 
Preußen Deutsches Reich Sachsen Baden u. Bayern Württemberg 
1031 1037 1047 1051 1073 
Alle deutschen Staaten weisen einen Frauenüberschuß auf, Sachsen mehr 
als den Reichsdurchschnitt, aber weniger als Süddeutschland. Es ist dies 
eine für Deutschland und mit ihm für die germanischen Länder charakteristische 
Erscheinung; denn wenn auch in fast allen Staaten kein absolutes Geschlechts- 
gleichgewicht der Bevölkerung besteht, so steigt das Zünglein an der Wage 
doch in keinem romanischen Lande so zu Gunsten der Frauen wie in 
Deutschland. 
Auf 1000 männliche kamen weibliche 1871—1880 
in germanischen Ländern in romanischen Ländern 
West-Osterreich Großbritannien Schweden — Frankreich Italien Spanien Belglen 
1052 1058 1064 1008 992 1026 995 
Eine gesonderte Betrachtung erfordert die Sterblichkeit der sächsischen 
Bevölkerung; die allgemeinen Verhältnisse haben wir schon kennen gelernt. 
Nun gilt es aber Sachsen mit anderen Staaten zu vergleichen, um das Ge- 
meinsame wie das Abvweichende festzustellen.
	        
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