294 Karl Franke: Die obersächsische Hauptmundart.
dagegen in den übrigen, den südmeißnischen, Mundarten sowie im Erz-
gebirgischen und Vogtländischen. 4. K vor Selbstlauten wird in der
Lommatzsch-Riesa-Großenhainer wie auch in der Grimmaischen Mundart bei
starker Betonung zwar auch als kräftiger unzweifelhaft harter Stoßlaut
gesprochen, so kum nor („au und o kurz) für komm nur, bei schwacher
dagegen in Anschluß an die benachbarte osterländische Mundart als weicher
stimmloser, wie „g., so „wen tes dün gansck für wenn du es thun kannst..
5. Für anlautendes schriftdeutsches pf“ wird in den südmeißnischen Mund-
arten ähnlich wie im Vogtländischen und Erzgebirgischen „bf“ noch häufig
gesprochen, so bsepg“ für Pfennig, in den nordmeißnischen in Anschluß an
die osterländische Mundart fast immer (’, so ffeng oder fenx (cb).
6. Während die schwache Mehrzahl Sdifln (Schdiefln) von „Stiefel dem
ganzen meißnischen Sprachgebiet gemein ist, hat die Nossen-Meißen-
Dresdener und, doch schon seltener, die Roßweiner in Anschluß an die
erzgebirgischen Mundarten diese Mehrzahlbildung mit m regelmäßig bei den
männlichen und sächlichen Hauptwörtern auf zel und #er, so lefin, feosdern
selbst mäckln“ für die Löffel, Fenster, Mädchen 7. Die Wyrhamundart und
die Siebenlehn-Marbacher haben in Annäherung an das Altenburgische und
Osterzgebirgische häufig & für obersächsisches ä, so in tälrx, wäk (d kurz), bäsn,
bärxer, (& lang) für Teller, weg, Besen, Bürger# 8. In der Radeberger
Mundart nähert sich der Tonwechsel schon etwas dem Lausitzer an, indem er
weniger singend und bereits etwas stoßend klingt.
Die einzelnen osterländischen Untermundarten unterscheiden sich
hauptsächlich durch die Aussprache des an lautenden g's.
Anlautendes 8 wird nämlich in dem größten nördlichen Teile
des Osterländischen als Gaumenreibelaut gesprochen und zwar als
mittelharter stimmloser (r). So lauten gar, Geist, grün in Halle,
Torgau, Merseburg sowie oft auch in Markran städt und Dahlen:
Tär, xrèisd, xrin, und zwar reicht diese Aussprache im Westen und Norden
ungefähr eine Meile bis Leipzig heran, so noch bis Schönau und Wahren.
Dagegen spricht man in Leipzig und Liebenwerda wie auf dem ganzen
meißnischen Sprachgebiet; gär, geisd, grin. Nur in bestimmten Fällen
tritt auch hier r auf, nämlich:
In der Liebenwerdaer Untermundart stets in der Vorsilbe ge, also für
gekommen, genannt, gewesen: regum, renand, rewäsn.
In der Leipziger in der Vorsilbe ge vor folgendem g oder k,
also regum und auch regan (für gegangen), aber genand, gewäsn, sowie
zuweilen in Gang in der Wendung: einen Gang gehen en rang gen, wo
ähnlich wie bei der Vorsilbe ge das folgende g von Einfluß zu sein scheint.
Ferner ist in der Leipziger wie im Meißnischen mir nicht durch mich
verdrängt worden, jedoch in allen übrigen osterländischen Untermundarten.